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Wer geerbte Immobilien nicht selber nutzt, muss Erbensteuer zahlen. Die Freibeträge sind schon jetzt sehr hoch. 

© Foto: dpa/Marijan Murat

Wer erbt, hat unverdientes Glück: Die höhere Erbschaftsteuer ist kein Skandal, sondern gerecht

Häuser und Wohnungen mit starkem Wertzuwachs führen künftig zu einer höheren Steuer. Aus gutem Grund.

Ein Kommentar von Albert Funk

Höhere Immobilienpreise – und dann auch noch höhere Erbschaftsteuer? Ein Skandal? Eigentlich nicht.

Aber erst einmal ein paar Fakten. Die Immobilienpreise sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Mancherorts betrug das Plus hundert Prozent und mehr. Wer Häuser oder Wohnungen erbt, merkt das. Bisher bei der Summe der Erbschaft, demnächst aber auch bei der Erbschaftsteuer.

Denn die Ampel-Koalition setzt jetzt eine Vorgabe des Bundesverfassungsgerichts um, wonach Immobilien auch in der Erbschaftsteuer marktgerecht, also mit dem aktuellen Verkehrswert anzusetzen sind.

Die Grenzen sind schon recht hoch

Damit werden die Preissteigerungen in aller Regel voll durchschlagen. Das bedeutet, dass deutlich mehr Erbschaften als bisher oberhalb des geltenden Freibetrags liegen. Der liegt für Ehegatten bei 500.000 Euro, für Kinder bei jeweils 400.000 und bei Enkeln bei 200.000.

Die Erbschaftsteuer fällt damit oft höher aus. Ein Beispiel: Ein Einzelkind erbt das Häuschen der Eltern in einer guten Lage, das dank der Immobilienpreisexplosion 650.000 Euro wert ist. Bisher wurde es nur mit 500.000 Euro bewertet. Das Kind nutzt die Immobilie nicht selbst. Bislang hätte die Erbschaftsteuer bei 11.000 Euro gelegen. Jetzt wären es 37.500 Euro.

Ist das wirklich eine solch große Zumutung, dass man nun die Freibeträge erhöhen müsste? Zumal das Erbe steuerfrei ist, wenn es selbst genutzt wird. Eine Erbschaft ist ein unverdientes Einkommen. Oft haben bei Wohnimmobilien die Erben kaum etwas oder nichts zu der Wertsteigerung beigetragen. Sie konnten seit Jahren zuschauen, wie ihr Erbe am Markt immer wertvoller wurde, aber nicht die Bewertung bei der Steuer.

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Erbschaftsteuer: Ein Thema der breiten Mitte

Es handelt sich hier um ein Gerechtigkeitsthema. Und zwar eines, das nicht allein mit der großen Diskrepanz zwischen ganz Reichen und ganz Armen zu tun hat. Es ist ein Problem in der breiten gesellschaftlichen Mitte, das sich hier auftut.

Wer Immobilien in guten Lagen erbt, ist plötzlich viel wohlhabender. In schlechten Lagen ist der Zugewinn schon nicht mehr so groß. Wer gar nicht erbt oder eine unverkäufliche Bude bekommt, hat Pech.

Das war schon immer so? Richtig. Aber angesichts der Vermögenspreisblase der vergangenen Jahre geht diese Schere immer weiter auf. Das Glück verteilt sich selektiver.

Angesichts der zumutbaren Zuwächse bei der Erbschaftsteuer ist schwer verständlich, von einer Mehrbelastung zu reden, wenn nun nach Verkehrswert besteuert wird. Und vollends schräg ist es dann auch noch von einer Steuererhöhung zu reden.

Hier kommt einfach nur ein bisschen mehr Gerechtigkeit ins Erben. Die Freibeträge können also bleiben, wie sie sind. Wer dann mehr Steuern zahlt als bisher, hat eigentlich keinen Grund zu klagen.

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