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PORTRÄT DAVID CHIPPERFIELD ARCHITEKT:: „Wir Architekten sind ja keine Künstler“

Architekten sind häufig umstritten, einerlei, ob sie den einen zu wagemutig oder den anderen zu traditionell bauen. Unversöhnliche Gegenstimmen gibt es immer.

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Architekten sind häufig umstritten, einerlei, ob sie den einen zu wagemutig oder den anderen zu traditionell bauen. Unversöhnliche Gegenstimmen gibt es immer. Einen jedoch gibt es, der es „zum Darling der Deutschen“ gebracht hat, wie der „Spiegel“ schon vor fünf Jahren verwundert feststellte: der Brite David Chipperfield. Mit seinem – damals noch nicht einmal eröffneten – ergänzenden Wiederaufbau des Neuen Museums auf der Berliner Museumsinsel hat er sich hymnische Verehrung bei seinen Unterstützern und Respekt bei langjährigen Kontrahenten erworben.

Eine Flut von Architekturpreisen folgte – und ist noch immer nicht abgeebbt. Am heutigen Freitag erhält der 59-jährige Chipperfield in Rom den renommierten „Piranesi Prix de Rome“ für das Jahr 2013, der insbesondere die Verbindung von Architektur und Archäologie würdigt und damit auf das Projekt Neues Museum zielt, das genau diese Verbindung in schöpferischer Weise demonstriert.

Chipperfield wurde vor drei Jahren von der britischen Königen zum Ritter geschlagen, die Erhebung zum Lord nach dem Beispiel der älteren Kollegen Norman Foster und Richard Rogers dürfte eines Tages folgen. Er hat aber ungeachtet aller Auszeichnungen jedwedes Gehabe als „Star-Architekt“ vermieden. Mit einer seltenen Gabe zur Kommunikation gesegnet, gelang es dem Schinkel- Verehrer während der zwölf Jahre dauernden Planungs- und Bauzeit am Neuen Museum, alle Beteiligten stets an einen Tisch zu holen. Dabei war er sich nie zu schade, dazuzulernen und Einwände und Kritik in seine Arbeit einfließen zu lassen: „Es geht auch ums genaue Zuhören. Wir als Architekten sind ja keine Künstler, wir malen keine Bilder, bei denen es ganz egal ist, ob sie jemandem gefallen oder nicht.“

Mit dieser Haltung hat Chipperfield gerade in Deutschland eine Fülle von anspruchsvollen Aufgaben übertragen bekommen, vom Literaturmuseum der Moderne im schwäbischen Marbach bis zur Erweiterung des Essener Folkwang-Museums. Eine Vielzahl kommerzieller Vorhaben – wie die Neugestaltung des Kudamm-Karrees – zeigt, dass er sich nicht auf die Rolle des Edelbaumeisters für kulturelle Leuchttürme festlegen lässt. Und doch ist die Preisflut fürs Neue Museum eine Verpflichtung – nämlich weiterhin beispielhaft vorzuführen, mit überkommener Bausubstanz respektvoll umzugehen und doch die Ästhetik der Gegenwart in ihr Recht zu setzen. Bernhard Schulz

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