PORTRÄT VIRGIL GOODE KONSERVATIVER US-POLITIKER:: „Wir nehmen beiden Stimmen weg“
Es ist durchaus möglich, dass der amerikanische Präsidentschaftswahlkampf von Virgil Goode entschieden wird. Von wem?
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Es ist durchaus möglich, dass der amerikanische Präsidentschaftswahlkampf von Virgil Goode entschieden wird. Von wem? Virgil Goode! Den schlanken, schlagfertigen 66-Jährigen kennt zwar kaum einer in Amerika – außer in jenen Teilen Virginias, wo die Herzen meist konservativ schlagen. Dort ist der eigenwillige Politiker, der auch Präsident werden will, ein Begriff. Als Spitzenkandidat der „Verfassungspartei“ steht er in Virginia ebenso wie Barack Obama und Mitt Romney auf dem Wahlzettel. Für Romney ist klar: Ohne die 13 Wahlmännerstimmen aus Virginia, das traditionell zwar republikanisch wählt, aber vor vier Jahren mehrheitlich demokratisch votierte, hat er kaum eine Chance, Präsident zu werden.
Virgil Goode kennt Virginia wie seine Westentasche. In Richmond wurde er geboren, 24 Jahre lang saß er im Senat des Bundesstaates, erst für die Demokraten, dann für die Republikaner. Rechts war er eigentlich immer schon. Als Demokrat stritt er für die Tabakindustrie, die Waffenlobby und das Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Clinton. Als Republikaner kam der Kampf gegen illegale Immigranten, die Abtreibung und die hohe Staatsverschuldung hinzu. Goode war für den Afghanistan- und Irakkrieg, für den Patriot Act und gegen die Rettung von General Motors und Chrysler mithilfe von Steuergeldern.
Natürlich kann ein erzreaktionärer Kandidat wie Goode nicht amerikanischer Präsident werden. Aber aus seiner Sicht sind Obama und Romney viel zu lasch in Sachen Staatsverschuldung, Einwanderung und gleichgeschlechtlicher Ehe. Außerdem will er die Entwicklungshilfe streichen und die Zusammenarbeit der USA mit allen multinationalen und internationalen Organisationen aufkündigen.
Persönlich ist Goode bescheiden. Parteispenden von mehr als 200 Dollar lehnt er ab. Er hat nur vier Mitarbeiter, einen davon in Vollzeitbeschäftigung. Als begnadeter Populist tingelt er durchs Land. Ende April kam Goode in Virginia in einer Umfrage auf fünf Prozent Zustimmung, Mitte Juli bereits auf neun Prozent. Besonders christliche Rechte und Tea-Party- Anhänger schlagen sich auf seine Seite. Jede Stimme mehr für Goode bedeutet in der Regel eine Stimme weniger für Romney. Deshalb blickt dessen Team mit allergrößter Sorge nach Virginia. Sollte am 6. November ausgerechnet ein Reaktionär den Republikanern den Einzug ins Weiße Haus vermasseln? Es hätte zumindest eine Pointe. Malte Lehming
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