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Die ersten Wähler des Tages füllen ihre Stimmzettel in einem Wahllokal im Brooklyn Museum aus.

© Foto: dpa/AP/John Minchillo

Zwischenbilanz der Midterms: Der „rote Tsunami“ der Republikaner bleibt bislang aus – dennoch Denkzettel für Biden

Die Wähler haben bei den Midterms oft ein „Split Ticket“ abgegeben: Sie wählen offenbar weniger strikt nach Parteizugehörigkeit als in den Jahren zuvor.

Ein Kommentar von Juliane Schäuble

Die Amerikaner haben gewählt. Und nach allem, was man wenige Stunden nach Schließung der Wahllokale bereits sagen kann, haben sie ihren Präsidenten beim Wort genommen. „Die Demokratie steht auf dem Wahlzettel“, hatte Joe Biden ihnen zuletzt immer wieder eingebläut. Und: Sie, die Wählerinnen und Wähler, hätten es „in der Hand“.

Ganz sicher ist nicht alles so gekommen, wie Biden und seine Demokraten es gehofft und in ihren Augen auch verdient haben. Midterms in den USA waren und sind ein Denkzettel für die regierende Partei. Aber der „rote Tsunami“, ein Erdrutschsieg der Republikaner, den manche vorhergesagt oder erhofft hatten, und möglicherweise auch die ganz hohe „rote Welle“ sind ausgeblieben.

Beim Blick auf die vielen verschiedenen Wahlergebnisse auf nationaler und bundesstaatlicher Ebene fällt auf, dass die Wähler überraschend oft ein „split ticket“ abgegeben haben: Sie haben immer wieder mal sowohl einem Demokraten als auch einem Republikaner ihre Stimme gegeben.

Ja, man kann sagen: Sie haben den Kandidaten oder die Kandidatin ihrer Wahl gewählt und nicht einfach nur anhand der Parteizugehörigkeit abgestimmt.

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Das ist wohl nur folgerichtig angesichts der sukzessiven Zerstörung der Republikanischen Partei, an der Ex-Präsident Donald Trump schon länger arbeitet. „Die Republikanische Partei gibt es nicht mehr“ – das hört man nicht nur von Demokraten oder enttäuschten „Never Trumpern“, sondern auch von Trumps „MAGA-Republikanern“.

Trump kann sich vielerorts rühmen, seine Wunschkandidaten über die Ziellinie gebracht zu haben. Aber längst nicht überall. Und dass mit Ron DeSantis auch weiterhin ein Republikaner im Gouverneurssitz von Florida regieren wird, macht ihn wohl nicht allzu glücklich. Vorsorglich hat Trump bereits geraunt, im Fall einer Präsidentschaftskandidatur von DeSantis habe er viel Belastendes zu enthüllen.

Wie der Ex-Präsident reagieren wird, ist offen, wie immer bei Trump. Vielleicht will er es jetzt erst recht wissen. Vielleicht zögert er weiter.

Trump war klar von einer großen Nacht ausgegangen und davon, dass er sich als Königsmacher feiern lassen könnte. Das ist nicht eingetreten: Sein Auftritt in seinem Anwesen in Mar-a-Lago fiel beeindruckend kurz aus. Viel mehr als „interessante Nacht“ kam ihm nicht über die Lippen.

Und Biden? Der Präsident kann wohl erstmal durchatmen, trotz des zugestellten Denkzettels. Seine Umfragewerte haben die Partei offenbar nicht dramatisch nach unten gezogen. Die Parteistrategen wiederum sollten sich die Ergebnisse ganz genau anschauen. Welcher Kandidat, welche Kandidatin hat sich durchgesetzt, und mit welcher Botschaft?

Diese Midterms haben einmal mehr bewiesen: Nichts ist entschieden, bis es entschieden ist. Und ja: Noch immer sind es die Wähler, die es in der Hand haben, wem sie die Verantwortung übertragen.

Trotz allem, was bedenkenswert ist – und das ist angesichts der vielen „election deniers“, die nun in den Kongress einziehen oder bestätigt wurden, nicht wenig –, kann man nach diesem Dienstag sagen: Die Demokratie lebt.

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