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Kai Gniffke, der Intendant des Südwestrundfunks und ARD-Vorsitzende, am 16.12.2022

© dpa / dpa/Bernd Weißbrod

Neuer ARD-Vorsitzender Kai Gniffke: Guter Journalismus Grundfeste der Demokratie

Gniffke warnt vor ausländischen Tech-Konzernen und lehnt Fusion mit dem ZDF ab

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Der Intendant des Südwestrundfunks (SWR), Kai Gniffke, hat zu Jahresbeginn sein Amt als ARD-Vorsitzender angetreten. Als Kernaufgabe für die Zukunft habe die ARD klar die veränderte Mediennutzung im Blick, erklärte Gniffke am Montag in Stuttgart zu seiner neuen Aufgabe. Die ARD müsse schneller und besser werden und sich auf den technologischen Wandel einstellen: „Wir dürfen die Zukunft nicht ausländischen Tech-Konzernen überlassen.“

Seit 2019 SWR-Intendant

„Mittlerweile kann fast jede und jeder Fotos, Videos und Audios verbreiten. Umso wichtiger sind Recherche, Relevanz und Qualität“, sagte Gniffke. Guter Journalismus sei eine der Grundfesten der Gesellschaft. Der 62-Jährige ist seit 2019 Intendant des SWR, zuvor war er als Chefredakteur von ARD-aktuell in Hamburg unter anderem für „Tagesschau“ und „Tagesthemen“ verantwortlich.

Gniffke löst WDR-Intendant Tom Buhrow als ARD-Vorsitzenden ab. Buhrow hatte das Amt seit dem Rücktritt der fristlos entlassenen Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB), Patricia Schlesinger, Anfang August übergangsweise inne. Seit Jahresbeginn 2023 ist Buhrow stellvertretender ARD-Vorsitzender.

Ich bin der festen Überzeugung, dass uns der publizistische Wettbewerb in Deutschland bisher sehr gutgetan hat.

Kai Gniffke

Noch vor seinem Amtsantritt hatte sich Gniffke in einem dpa-Interview gegen eine Fusion der ARD mit dem ZDF ausgesprochen. „Unabhängiger Journalismus ist im Moment auf dem Rückzug, und deshalb wäre der Schritt, jetzt unsere Vielfalt in Deutschland weiter einzuschränken, aus meiner Sicht falsch.“ Gniffke sagte auch: „Ich bin der festen Überzeugung, dass uns der publizistische Wettbewerb in Deutschland bisher sehr gutgetan hat.“

Der Intendant des Südwestrundfunks (SWR), der den ARD-Vorsitz zum Jahreswechsel übernommen hat, verwies auch hierauf: „Wenn ich mir anschaue, was in Europa um uns herum passiert: Wie gerade die BBC klein gemacht wird, dass Frankreich sich aus der unabhängigen Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verabschiedet, in Dänemark der Rundfunk geradezu klein gehackt wird. Auch in Südosteuropa ist freie Berichterstattung in Teilen schwer bedroht.“


Vor Tagen hatte sich auch der Intendant des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF), Norbert Himmler, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur ablehnend zu der Fusionsfrage geäußert: „Ich finde es falsch, den publizistischen Wettbewerb von ARD und ZDF infrage zu stellen. Ich halte ihn für essenziell.“ Himmler betonte auch: „Es ist wichtig, dass wir in Deutschland einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk haben, der an entscheidenden Stellen auch im Wettbewerb steht und deshalb auch Pluralität, Vielfalt und Qualität zutage fördert.“

Der ZDF-Senderchef ergänzte: „Stellen Sie sich vor, wir hätten nur noch eine öffentlich-rechtliche Nachrichtensendung in Deutschland oder nur noch von einem Sender Wahlberichterstattung. Das wäre eine Machtkonzentration in einer Hand, die gerade in Zeiten, in denen gefordert wird, dass Macht möglichst verteilt sein sollte, wirklich falsch ist.“ (mit epd/dpa)

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