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Oberbürgermeister-Stichwahlen in Brandenburg: Parteilose triumphieren gegen SPD und AfD
In Potsdam gewinnt Noosha Aubel deutlich, in Frankfurt (Oder) setzt sich der gebürtige Berliner Axel Strasser durch.
Stand:
Die Parteilosen machen das Rennen und deklassieren ihre Gegenkandidaten von SPD und AfD: Die kreisfreien Städte Potsdam und Frankfurt (Oder) werden künftig von Stadtoberhäuptern ohne Parteibuch geführt. In der Landeshauptstadt setzte sich Noosha Aubel mit 72,9 Prozent in der Oberbürgermeister-Stichwahl am Sonntag deutlich gegen den Berliner Wirtschaftsstaatssekretär Severin Fischer (SPD) durch, der auf 27,1 Prozent kam.
In Frankfurt (Oder) siegte Axel Strasser klar mit 69,8 Prozent gegen den AfD-Bewerber Wilko Möller. Der Brandenburger Landtagsabgeordnete holte 30,2 Prozent.
Ende der SPD-Vorherrschaft in Potsdam
In Potsdam bedeutet der Sieg von Aubel, die von Grünen, Volt, der linken Wählergruppe Die Andere und dem örtlichen BSW-Ableger BfW, der Satirepartei Die Partei und der Tierschutzpartei unterstützt wurde, eine Zeitenwende: Seit 1990 wurde die Landeshauptstadt durchgängig von SPD-Oberbürgermeistern regiert.
Zudem ist die 49-Jährige die erste Frau an der Rathausspitze seit der Wende sowie das erste Stadtoberhaupt mit Migrationshintergrund. Aubel ist seit Juli 2024 Bildungsdezernentin in Flensburg. Zuvor war die in Hannover geborene Diplom-Pädagogin von 2017 bis 2023 Beigeordnete für Bildung, Jugend, Kultur und Sport in Potsdam.
Schon beim ersten Wahlgang vor drei Wochen hatte Aubel mit 34 Prozent klar vor Fischer gelegen (16,9 Prozent), der als politischer Weggefährte der Berliner Senatorin und früheren Regierenden Franziska Giffey gilt.

© dpa/Patrick Pleul
AfD-Kandidat Möller chancenlos in Frankfurt (Oder)
In der Grenzstadt Frankfurt (Oder) führt mit Axel Strasser nicht zum ersten Mal ein Parteiloser das Rathaus. Von 2010 bis 2018 war Martin Wilke parteiloser Oberbürgermeister. Sein Nachfolger René Wilke war nach seinem Austritt bei der Linken das letzte Jahr seiner Amtszeit ohne Parteibuch.
Der promovierte Politikwissenschaftler Strasser ist in Ost-Berlin geboren und aufgewachsen. Seit fünf Jahren ist er „stolzer Frankfurter“, wie er auf seinem Wahlflyer schreibt. Bei der Industrie- und Handelskammer Ostbrandenburg berät Strasser, der auch Polnisch spricht, Unternehmen zur Nachfolge. Entsprechend ist die Stärkung der Wirtschaft eines der Hauptfelder, mit dem er für sich warb. „Unabhängig. wirtschaftlich. bürgernah“, so sein Slogan.
Im ersten Durchgang kam Strasser auf 32,4 Prozent und lag damit nur knapp vor Möller, der 30,2 Prozent erreichte. Dahinter folgten die CDU-Bewerberin Desirée Schrade und mit sehr deutlichem Abstand die frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Simona Koß. Während CDU und Grüne für die Stichwahl keine Wahlempfehlung für Strasser gaben, sprachen sich SPD und Linke für ihn aus.
Hätte Möller das Rennen gemacht, wäre Frankfurt (Oder) die bundesweit erste Stadt mit einem AfD-Oberbürgermeister geworden. Der Ex-Polizist war bereits bei der OB-Wahl 2018 angetreten, verpasste damals aber die Stichwahl.
Beide OB-Wahlen fanden außerturnusmäßig statt. In Potsdam war SPD-Oberbürgermeister Mike Schubert im Mai bei einem Bürgerentscheid abgewählt worden. In Frankfurt (Oder) wechselte der bisherige Oberbürgermeister René Wilke im Juni als Innenminister ins Kabinett von Brandenburgs Regierungschef Dietmar Woidke (SPD).
AfD verliert zweiten Durchgang in Eisenhüttenstadt
Aufmerksam beobachtet worden war auch die Stichwahl in Eisenhüttenstadt, der zweitgrößten Stadt im Kreis Oder-Spree, Standort der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete. Dort ist Marko Henkel neuer Bürgermeister. Der Parteilose war von der SPD nominiert und setzte sich am Sonntag mit 57 Prozent gegen AfD-Mann Maik Diepold durch, der im ersten Wahlgang noch vorne lag.
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