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News Bilder des Tages April 9, 2022, London, England, United Kingdom: Demonstrators staged a massive die-in and held babies and signs covered in fake blood in protest against the massacre in the town of Bucha and atrocities reportedly committed by Russian forces in Ukraine. London United Kingdom - ZUMAv130 20220409_zip_v130_025 Copyright: xVukxValcicx

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Podium „Women in War“: Frauen an die Macht: Ein Loblied auf die mutigen Ukrainerinnen

Anlässlich des Jahrestages des Kriegsbeginns in der Ukraine lud Franziska Giffey am Mittwochabend ins Rote Rathaus ein. Im Fokus: die ukrainischen Frauen.

Ein Loblied auf die ukrainischen Frauen war es, das Franziska Giffey am Mittwochabend im Roten Rathaus anstimmte. Zu der Veranstaltung „Women in War“ sprach die Regierende Bürgermeisterin nicht bloß ein Grußwort, sondern bekannte sich und damit auch Berlin zur fortdauernden Solidarität mit der Ukraine. Die blau-gelben Flaggen vor dem Rathaus, so Giffey mit Nachdruck, „bleiben im Wind wehen, bis dieser furchtbare Krieg beendet ist!“

Da brandete Beifall auf im vollbesetzten Festsaal. Die Europäische Akademie Berlin und die Allianz Ukrainischer Organisationen hatten geladen, um „die vielschichtigen Situationen von Frauen im Krieg“ deutlich zu machen.

Das gelang dem eingangs gezeigten Film von Hanna Kopylova am besten, der unter dem Titel „Oh, Sister!“ ganz auf die eindrucksvollen Berichte von Ukrainerinnen aus ihrem Alltag setzte, sei es in einer Ausgabestelle für Medikamente, sei es als Schaffnerinnen in Eisenbahnen voller Flüchtlinge.

Kriegsverbrechen wurden genannt, und fast beiläufig fiel der entscheidende Satz über die Untaten, es sei „nicht das Regime, das sie verübt, es sind diese Leute!“ Ja, auch wenn die Anweisung oder mindestens die Erlaubnis von oben kommt, sind es doch konkrete Personen, die foltern und vergewaltigen.

Nicht bloß Opfer

Aber es ging an diesem Abend, wie Giffey betonte, nicht darum, Frauen auf die Opferrolle zu reduzieren, sondern zu zeigen, „wie mutig Frauen sind“, nicht zuletzt an der Front. Darauf steuerte Kateryna Levchenko, die ukrainische Regierungsbeauftragte für Geschlechtergleichstellung, in ihrem Grußwort ohne Umschweife zu.

60.000 Frauen seien in der Armee beschäftigt, nach nur 2.000 im Jahr 2008; 41.000 dienten in Uniform, 4.000 unmittelbar an der Front. Es gibt, sekundierte die Soziologin Tamara Martsenyuk von der Uni Kyjiw, mittlerweile auch Generalinnen, aber es bedurfte eines langen Prozesses, bis „die Armee ein würdiger Arbeitgeber“ wurde, wie sie unter Anspielung auf die „Revolution der Würde“ sagte, wie der Euromaidan 2013/14 im Ursprungsland bezeichnet wird.

Da hatte die Runde auf dem Podium bereits begonnen, in der neben Martsenyuk die Friedensaktivistin Oksana Potapova sowie Tetiana Goncharuk, die Leiterin des Berliner Frauentreffs „Hellma“, mit Franziska Giffey diskutierten. Die Soziologin sah im gewandelten Selbstverständnis der Armee die Ursache, „warum es die Ukraine schafft, so lange der Invasion standzuhalten“.

Waffen, Gleichheit, Teilnahme

Fragte man Frauen, was sie benötigen, so antworteten sie „Waffen“, um „diesem genozidalen Krieg zu widerstehen“. Potapova bezeichnete sich selbst als „Generation Maidan“ und betonte, Frauen müssten „bei den Entscheidungen berücksichtigt werden, wie das Land nach dem Krieg aussehen“ solle: „Gleichheit und Teilnahme der Frauen überall, das ist das Wichtigste!“

Tetiana Goncharuk berichtete aus ihrem Alltag, dass vom ersten Tag an Frauen „berlinweit“ Hilfe angeboten hätten. Aber ebenso die Frauen aus der Ukraine, denn sie wollten „nicht als Opfer, sondern als aktive Unterstützerinnen“ wahrgenommen werden.

Sie musste auch von „alltagsrassistischen Erfahrungen“ der Ukrainerinnen berichten, und was damit gemeint war, steckte in der Bemerkung, dass „die russische Propaganda in Berlin ganz stark“ sei. Da sah sich Giffey genötigt einzuflechten, dass „wir hier auch eine große russische Community“ hätten und „verschiedene Sichtweisen“, und dass „dieser Konflikt nicht zu Lasten des sozialen Friedens ausgetragen“ werden dürfe.

Dann nahm die Bürgermeisterin elegant die Kurve zu Berlin als „Stadt der Frauen“ und dem „ewigen Kampf um Gleichberechtigung, Akzeptanz und Respekt“, und als sie sich mit dem Ruf „Frauen an die Macht!“ verabschiedete – Termine, Termine! –, wusste sie, dass sie diesen Abend politisch auf der Habenseite verbuchen konnte.

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