
© Foto: Polestar
Polestar 5: Kraftpaket mit zwei Motoren
Der vollelektrische Performance-GT des schwedisch-chinesischen Unternehmens präsentiert sich als enorm leistungsstarke und luxuriöse Sportlimousine.
Stand:
Enorme 884 PS (665 kW) Leistung, ein hammerstarkes Drehmoment von 1.015 Newtonmeter, zwei Elektromotoren, eine Karosserie aus geklebtem Verbund-Aluminium und dazu eine 800-Volt-Ladearchitektur, um die Batterie in zwanzig Minuten von zehn auf 80 Prozent zu laden – mit dem Polestar 5 kommt eine extrem leistungsfähige Sportlimousine auf den Markt. Vorgestellt wurde der rund fünf Meter lange vollelektrische Performance GT jetzt auf der Internationalen Automobilausstellung IAA in München. Mit dem Polestar 5 Grand Tourer rundet das Unternehmen, an dem Volvo und dessen chinesischer Mehrheitseigentümer Geely beteiligt sind, die bisherige Produktpalette ab – und erinnert zugleich ein wenig an die Anfänge. Denn mit dem außergewöhnlich kraftvollen und optisch mitreißenden Coupé Polestar 1, von dem nur limitierte 1500 Exemplare gebaut wurden, demonstrierte Polestar schon vor rund sechs Jahren, wie eine attraktive elektromobile Zukunft aussehen könnte.
Lange Haube und vier Türen
Der elegant und aerodynamisch geschnittene viertürige Performance GT präsentiert sich mit einer langen Fronthaube und mit einer ab der Mittelsäule deutlich abfallenden Dachlinie. Durch die schwarzen Verkleidungen unterhalb der Türen erscheint das 1,42 Meter hohe Fahrzeug optisch noch flacher. Das steil abfallende Heck endet in einer expressiven, durchgehenden Rücklichtleiste mit integriertem Heckdiffusor, um den Luftstrom zu verbessern. Mit seinem bündigen, rahmenlosen Glas und den versenkbaren Türgriffen erreicht der Polestar 5 Dual Motor einen cw-Wert von nur 0,24.

© Foto: Polestar
Ausgerüstet ist der Wagen, der in sechs Farben erhältlich ist, mit sportlichen 22 Zoll großen Rädern. Ein Gimmick: Der Ladezustand des Wagens wird auf beiden Seite nahe des Hecks durch LED-Leisten mit wechselnden Farbtönen angezeigt. Am Heck hat der Wagen eine große, sich weit nach oben öffnende Klappe. Der Kofferraum ist, wie für einen Sportwagen zu erwarten, nicht für den großen Familienurlaub geeignet und hat eher bescheidene 365 Liter. Unter der Fronthaube gibt es außerdem eine 62 Liter fassende Ablage.
Digitaler Rückspiegel statt Heckscheibe
Wie bereits der Polestar 4 hat auch das neue Polestar-Flaggschiff, das noch nicht gefahren werden konnte, keine Heckscheibe. Stattdessen gibt es einen digitalen Rückspiegel, der sich bei einem Spurwechsel automatisch in die jeweilige Richtung dreht, um von hinten nahende Fahrzeuge besser sichtbar zu machen. Das Karosserie-Design lässt durchaus einen genetischen Ursprung mit Volvo erkennen, etwa bei den serienmäßigen Pixel-LED-Scheinwerfern, deren „Dual Blade“- Lichtsignatur an „Thors Hammer“-von Volvo erinnert. Gleiches gilt auch für das Interieur mit seinem skandinavisch-puristischen und klaren Design.
Vor allem die große, senkrecht stehende Touchscreen-Einheit über der Mittelkonsole findet sich fast identisch auch im neuen Volvo-Flaggschiff EX90. Eine Polestar-Innovation ist aber das gemeinsam mit Google entwickelte Infotainmentsystem auf Grundlage des Android Automotive-Betriebssystem mit Google-Integration. Ein Neun-Zoll-Fahrerdisplay ist direkt an der elektrisch verstellbaren Lenksäule angebracht, sodass das Display unabhängig von der gewählten Position stets im Blickfeld positioniert ist.
Der luxuriöse und lichtgeflutetete Innenraum, dessen Frontbereich deutlich an den ebenfalls erst seit kurzem auf dem Markt befindlichen Volvo EX90 erinnert, wird gekrönt durch ein mehr als zwei Meter langes, je nach Sonneneinstrahlung elektronisch dimmbares Glasdach.
Batterie mit Fußgarage
Der 3,1 Meter lange Radstand schlägt sich in einem großzügigen Innenraum nieder, der auch Personen auf der Rückbank viel Raum bietet. Das Batteriepack hat dabei im Bereich der zweiten Sitzreihe eine firmenintern „Fußgarage“ genannte Absenkung. Damit wird den Passagieren trotz der stark abfallenden Dachlinie eine bequeme Sitzposition und Kopffreiheit geboten.

© Foto: Polestar
Originell ist, dass im Fondbereich durch Hochklappen der Mittelarmlehne, mit der normalerweise die Vier-Zonen-Klimaanlage, die Sitzheizung, die Belüftung und die Massagefunktionen gesteuert werden, ein fünfter Sitzplatz entsteht.
Nach Fünf kommt Sieben
Bislang hat das schwedisch-chinesische Unternehmen die Fließheck-Limousine Polestar 2, den großen SUV Polestar 3 und das sportliche SUV-Coupé Polestar 4 im Angebot. Nach dem Polestar 5 soll 2027 der Kompakt-SUV Polestar 7 präsentiert werden. Erst danach ist der Launch des Polestar 6, ein elektrischer Roadster, geplant, heißt es vom Unternehmen. Polestar hat seinen Hauptsitz zwar im schwedischen Göteborg, baut seine Fahrzeuge derzeit aber fast ausschließlich in China. In Europa ist erstmalig eine Produktion für den Polestar 7 geplant.
Polestar hat sich ehrgeizige Klima- und Nachhaltigkeitsziele gesetzt. Dazu gehört die Halbierung der Treibhausgasemissionen pro verkauftes Fahrzeug bis 2030 und Klimaneutralität in der gesamten Wertschöpfungskette bis 2040.
Montiert wird das Fahrzeug auf der vom englischen Entwicklungszentrum designten Polestar Performance Architektur-Plattform (PPA), während die schwedische Polestar-Niederlassung das Antriebskonzept und die Batterieentwicklung beisteuerte. Die Karosserie ist aus Verbund-Aluminium gefertigt, um größtmögliche Leichtigkeit und zugleich extreme Torsionssteife zu erzielen. Die 112 Kilowattstunden starke Batterie mit einer 800 Volt-Ladearchitektur liegt flach im Boden.
Bei Tempo 250 wird abgeregelt
Der bisher leistungsstärkste Polestar wird von einem selbst entwickelten PX2-Permanentmagnet-Synchronmotor angetrieben. Der an der Hinterachse anpackende Motor leistet beim Performance-GT 450 kW mit einem Drehmoment von 660 Nm. Im Verbund mit dem zweiten E-Motor an der Vorderachse bringt der elektrische Allradantrieb dann 884 PS (650 kW) und 1.015 Nm Leistung auf die Straße. Der Polestar 5 Performance GT beschleunigt in 3,2 Sekunden auf Tempo 100, gibt das Unternehmen an. Die etwas schwächere Dual-Motor-Version hat „nur“ 550 kW (748 PS). Beide Versionen werden bei Tempo 250 abgeregelt. Der Verbrauch soll nach Polestar-Angaben zwischen 20,9 (Performance GT) bis 17,6 Kilowattstunden (Dual Motor) auf 100 Kilometer liegen.

© Foto: Polestar
Das insgesamt 2,4 Tonnen schwere Fahrzeug wird mit einer Stahlfederung ausgeliefert, die hydraulisch gedämpft wird. Neben den drei festen Fahrgestellmodi gibt es zusätzlich die Möglichkeit, digital die Dämpferkennlinie individuell einzustellen.
Bis 670 Kilometer Reichweite
Die Reichweite für den Performance GT wird mit 565 Kilometer angegeben. Für eine höhere Effizienz kann der Heckmotor des Polestar 5 entkoppelt werden. Dann soll mit der Dual-Motor-Version bis zu 670 Kilometer Reichweite möglich sein. Erwartet wurden im Vorfeld sogar Reichweiten von über 700 Kilometer mit einer Batteriefüllung, weil die Reichweiten bei Polestar generell hoch sind. So werden für den Polestar 2 bis zu 659 km, für den Polestar 3 bis zu 706 km und den Polestar 4 bis 620 km Reichweite angegeben. Der große SUV Polestar 4 Long Range Single-Motor-Version hat kürzlich sogar auf britischen Straßen einen neuen Weltrekord für ein serienmäßiges und nicht modifiziertes Elektrofahrzeug aufgestellt: Mit einer Batterieladung wurden 935,44 Kilometer zurückgelegt.
Eigentlich sollte der Polestar 5 GT schon Ende 2024 vorgestellt werden. Wie auch bei Volvo gab es aber offenbar Schwierigkeiten bei der Software-Entwicklung. Anders als erwartet, hat Polestar zudem auf den Einsatz der sogenannten Lidar-Technik verzichtet, die als eine Grundlage für ein künftiges autonomes Fahren gilt. Der Lidar kommt etwa bei Volvos elektrischem SUV EX90 zum Einsatz. Mit einem Lidar können per Radar weit vor dem Fahrzeug liegende Hindernisse oder gefährliche Situationen identifiziert und zugleich Tempo oder Abstände zu anderen Fahrzeugen reguliert werden. Polestars Technik-Vorstand Lutz Stiegler betont, man habe auf Lidar verzichtet, weil auch die digitale Video-Sensorik inzwischen zuverlässig in der Lage ist, bis zu 250 Meter weit vorauszuschauen.
Dickes Fahrerassistenz-Paket
Ausgestattet ist der Polestar 5 mit zahlreichen Fahrerassistenzsystemen. Die Pilot Assist-Funktion passt die Geschwindigkeit und Position des Fahrzeugs in der gewählten Spur bei Geschwindigkeiten von bis zu Tempo 150 an. Insgesamt ist der Polestar 5 mit elf Außenkameras, einer Fahrerüberwachungskamera, einem Mittelstreckenradar und zwölf Ultraschallsensoren ausgerüstet.
Der Polestar 5 kann ab sofort bestellt werden, die Auslieferung ist für Anfang 2026 geplant. Die Dual-Motor-Version ist ab 119.000 Euro zu haben; für die Performance-GT-Version werden mindestens 142.900 Euro fällig. Der Polestar 5 tritt gegen etablierte Fahrzeuge im Premiumsegment an, darunter ist mit vergleichbarer Leistung der elektrische Porsche Taycan Turbo S. Der kostet aber mindestens 212.000 Euro. Der elektrische BMW i7 M70 xDrive, dessen stärkste Variante 659 PS hat, ist ab 181.000 Euro zu haben.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: