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Der Asov-Verteidiger Mykhailo Dianov am 11 Mai in Mariupol und am 22. September.

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Update

Nach großem Gefangenenaustausch: Ukraine wirft Russland „brutale“ Folter vor

Sieben Monate nach Kriegsbeginn ist es zu einem großen Austausch von Kriegsgefangenen gekommen. Nach Angaben der Ukraine brauchen alle Eingetauschten eine psychologische Behandlung.

| Update:

Die Ukraine und Russland haben den größten Gefangenenaustausch seit Beginn des russischen Angriffskrieges Ende Februar verkündet: 215 ukrainische Gefangene, darunter hochrangige Kommandeure der Kämpfer aus dem Asow-Stahlwerk in Mariupol, wurden gegen 55 russische Militärs ausgetauscht, wie Kiew und Moskau übereinstimmend mitteilten.

Die Ukraine ließ darüber hinaus den ukrainischen Multi-Millionär Viktor Medwedtschuk frei, der als enger Vertrauter von Kreml-Chef Wladimir Putin gilt und als dessen Mann in der Ukraine betitelt wurde.

Viele der von Russland an die Ukraine zurückgegebenen Gefangenen weisen nach Angaben aus Kiew Folterspuren auf. „Viele von ihnen wurden brutal gefoltert“, sagte der ukrainische Geheimdienstchef Kyrylo Budanow am Donnerstag auf einer Pressekonferenz, ohne Einzelheiten zur Foltermethode zu nennen.

Es gebe auch Gefangene, deren körperlicher Zustand „mehr oder weniger normal ist, abgesehen von chronischer Unterernährung durch die schlechten Haftbedingungen“, sagte er weiter. Laut dem ukrainischen Innenminister Denys Monastyrsky benötigen alle eingetauschten Ukrainer eine psychologische Behandlung.

Im Zuge des Gefangenenaustausches waren auch zehn Kriegsgefangene aus fünf Ländern aus Russland nach Saudi-Arabien gebracht worden. Fünf der Freigelassenen stammen aus Großbritannien, zwei aus den USA und jeweils einer aus Schweden, Kroatien und Marokko.

Vorbereitungen für den Gefangenenaustausch.
Vorbereitungen für den Gefangenenaustausch.

© Alexander Reka/TASS PUBLICATION / Alexander Reka via www.imago-images.de

Das russische Verteidigungsministerium erklärte seinerseits am Donnerstag, 55 russische Militärangehörige seien im Gegenzug nach Russland gebracht worden. Sie seien in medizinische Einrichtungen gebracht worden. Die Militärs seien während ihrer Gefangenschaft „in Lebensgefahr“ gewesen. „Sie erhalten die notwendige psychologische und medizinische Hilfe“, hieß es aus Moskau.

Den Putin-Vertrauten Medwedtschuk erwähnte das russische Verteidigungsministerium nicht. Nach Angaben des pro-russischen Separatistenführers in Donezk, Denis Puschilin, wurde der Multi-Millionär aber freigelassen. Puschilin sprach gegenüber der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti von insgesamt 56 Menschen, die freigelassen wurden, darunter die 55 Soldaten. „Auch Viktor Medwedtschuk wurde aus der Gefangenschaft freigelassen.“

Der Asow-Offizier Swiatoslaw Palamar nach seiner Freilassung in Ankara, Türkei.
Der Asow-Offizier Swiatoslaw Palamar nach seiner Freilassung in Ankara, Türkei.

© dpa / Uncredited

Der 68-jährige frühere Anwalt ist ein ehemaliger ukrainischer Abgeordneter. Er wurde des Hochverrats und des versuchten Diebstahls von ukrainischen Rohstoffen in der Ukraine beschuldigt.

Die Verkündung des Gefangenenaustauschs erfolgte kurz nachdem der russische Präsident Putin am Mittwoch eine Teilmobilmachung von 300.000 Russen im wehrfähigen Alter für den Krieg in der Ukraine angeordnet hatte.

Dem Austausch waren längere Verhandlung vorangegangen, für die sich auch der saudiarabische Kronprinz Mohammed bin Salman laut Berichten von Staatsmedien des Landes mit einem Sondergesandten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj getroffen hatte. (AFP)

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