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Streitkräfte: 600 Euro extra für Bundeswehrpiloten

Die Bundeswehr will, dass die Truppe besser bezahlt wird. Dadurch sollen Kündigungen verhindert werden. Jetzt plant die Bundesregierung, die Bezüge für Ärzte und Piloten heraufzusetzen. Doch die Bundeswehr will, dass das Gehaltsgefüge insgesamt angehoben wird.

Berlin - Offenbar nach massivem Druck aus den Reihen der Bundeswehr will die Politik nun per Gesetz auf personelle Engpässe bei der Streitkräften reagieren. Wie das Bundesverteidigungsministerium (BMVg) bestätigte, will die Bundesregierung im Zuge der Dienstrechtsreform nicht nur den Zuschlag für besonders gefährliche Auslandseinsätze von Soldaten erhöhen, sondern auch die Bezüge von Ärzten und Piloten bei der Bundeswehr pauschal um 600 Euro brutto heraufsetzen. Der Bundestag will in der kommenden Woche über einen entsprechenden Gesetzentwurf beraten. Nach Informationen des Tagesspiegels soll die Erhöhung allerdings nur für Flugzeugkommandanten und Fachärzte gelten und überdies nicht auf die Rente angerechnet werden. „Damit sind wir nicht zufrieden“, sagte Thomas Wassmann, Vorsitzender des Verbandes der Mannschaften strahlgetriebener Kampfflugzeuge der Deutschen Bundeswehr (VBSK) dem Tagesspiegel. „Das Gehaltsgefüge müsste insgesamt angehoben werden.“

In den vergangenen Monaten hatten überdurchschnittlich viele Piloten und Ärzte ihre Jobs bei der Luftwaffe und beim Sanitätsdienst der Bundeswehr gekündigt und waren in die freie Wirtschaft abgewandert. Laut BMVg quittierten seit Beginn 2007 allein bei der Luftwaffe 28 Piloten ihren Dienst – was einen Mangel in der Personaldecke von 20 bis 30 Prozent bedeutet. „Die Durchhaltefähigkeit im Einsatz ist dadurch aber nicht gefährdet“, sagte ein Sprecher des Ministeriums auf Anfrage. Aus Afghanistan, wo die Luftwaffe derzeit rund 60 Prozent der Transportflüge der internationalen Schutztruppe Isaf übernimmt, hört man allerdings, dass die Bundeswehr Schwierigkeiten hat, genügend Besatzungen für die Einsätze zur Verfügung zur stellen. Thomas Wassmann bestätigt: „Die Lage spitzt sich zu. Und der Trend wird sich fortsetzen.“

Bundeswehrpiloten wandern in die Wirtschaft ab

Vor allem bei den Transportfliegern und bei der Flugbereitschaft, die der Bundesregierung zur Verfügung steht, geben immer mehr Piloten ihre Arbeit in Uniform zugunsten einer Beschäftigung in der Wirtschaft auf. Die Nachfrage auf dem Markt ist groß: Bei deutschen und europäischen Fluggesellschaften sind die hoch qualifizierten Kräfte ebenso gefragt wie bei Ölbohrunternehmen in Norwegen und Schottland, der deutschen Polizei oder dem ADAC. Obwohl diese Arbeitgeber ihren Piloten im Vergleich zur Bundeswehr oft ein Vielfaches an Gehalt bezahlen, sei Geld allein aber nicht der Grund für einen Jobwechsel, sagt Wassmann. „Dort gibt es besseres Gerät und planbare Arbeitszeiten“, sagt Wassmann. „Das macht einen großen Teil der Berufszufriedenheit aus.“ Bei der Bundeswehr müssten Piloten jederzeit mit einem monatelangen Einsatz im Ausland, etwa in Afghanistan, rechnen. „Für Bundeswehr-Flugzeugcrews ist die Zukunft nahezu unplanbar“, erklärt Wassmann. „Wer eine Familie gründen will und eine berufliche Alternative hat, überlegt sich zweimal, ob er sich das für den Rest der Dienstzeit ans Bein bindet.“

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