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Frauke Petry, Bundesvorsitzende der Partei Alternative für Deutschland (AfD)

© dpa/Bernd von Jutrczenka

AfD und Kirche: AfD-Chefin Petry wirft Kirche "unchristliches Verhalten" vor

"Eine solche Ausgrenzung noch nicht erlebt": AfD-Chefin Frauke Petry kritisiert die Haltung der Kirchen zu ihrer Partei. Und sie wirft ihnen "modernen Ablasshandel" vor.

Die AfD-Vorsitzende Frauke Petry hat den Ausschluss ihrer Partei von den Podien des Katholikentags und die Haltung der Kirchen zur AfD scharf kritisiert. "Wenn es etwas gibt, was ich über Kirche gleichermaßen, ob katholisch oder evangelisch, bereits in frühen Kindertagen wohlwollend gelernt habe, dann war das, dass die Türen für jedermann offen sind", sagte Petry dem Deutschlandfunk. Mit der Ausgrenzung der AfD lege die Kirche ein "unchristliches Verhalten sondergleichen an den Tag".

Ausgerechnet diejenigen, die unchristliches Verhalten, nämlich Verweigerung von Nächstenliebe und Ansporn zu Hass, geradezu zu ihrem Programm machen, werfen anderen unchristliches Verhalten vor.

schreibt NutzerIn stefano1

"Selbst in der DDR waren die Kirchen für die Vertreter des Staates offen, die Kirche offen ausspioniert haben. Und ich weiß am eigenen Leib, wie schlimm das für Familien gewesen ist", sagte Petry weiter. "Und Kirche im demokratischen Deutschland des Jahres 2016 lädt eine demokratische Partei aus und sagt sogar in vielen Äußerungen in der Öffentlichkeit, dass AfD-Wähler nicht zur Kirche gehören können, dass Christen die AfD nicht wählen können."

"Eine derartige Ausgrenzung von einer gesellschaftlichen Gruppe einer so wichtigen Institution habe ich bislang noch nicht erlebt", sagte Petry weiter. Wenn Kirche sich in Politik einmische, was sie auch dürfe, dann müsse sie sich auch politische Kritik von Parteien gefallen lassen. "Die ist unterschiedlich ausgeprägt, je nachdem welcher Parteivertreter sich äußert", sagte Petry.

Petry bekräftigte die Kritik der AfD an der Flüchtlingshilfe der Kirchen. "Dass gerade die Kirche eine Art modernen Ablasshandel betreibt, gerade in der aktuellen Flüchtlingskrise, Migrationskrise, das scheint mir offensichtlich", sagte sie. 

Mit Nächstenliebe habe das nichts zu tun, vielmehr gehe es den Kirchen um eigene Interessen. Es gebe "sowohl bei der Diakonie als auch bei der Caritas eine starke Verflechtung in die Aufnahme von Flüchtlingen, das Bereitstellen von Räumlichkeiten und damit auch natürlich eine Partizipation an den staatlichen Mitteln", sagte Petry.

Die Betrachtung der aktuellen Migrationskrise als reine Flüchtlingskrise greife zu kurz. "Ich glaube auch, dass wir endlich dazu kommen müssen, differenziert über die aktuelle Einwanderungsthematik zu sprechen. Das tut Kirche nach wie vor nicht", sagte Petry.

Ungeachtet ihrer Kritik und starker inhaltlicher Differenzen hat die AfD-Vorsitzende aber wohl nicht grundsätzlich mit den Kirchen gebrochen. "Ich habe nie aufgehört zu denken, dass Kirche eine gute Sache ist", sagte Petry der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Rande des 100. Katholikentags in Leipzig.

Aus der AfD war zuletzt immer wieder zum Teil auch persönliche Kritik an den Kirchen gekommen. So hatte Parteivize Alexander Gauland den EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm als "gefährliches Irrlicht" bezeichnet, weil dieser einen flächendeckenden Islamunterricht gefordert hatte. (Tsp/kpo)

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