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Nutzen - ja, verstehen und gestalten? Fehlanzeige.

© imago images/Cavan Images

Studie offenbart Mängel bei digitaler Kompetenz: Ahnungslos vor der Enter-Taste

Die Digitalisierung schreitet voran, aber viele Menschen verstehen die Sprache der Zukunft nicht. Das erleichtert Manipulation und ist gefährlich. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ariane Bemmer

Es ist nicht das erste Armutszeugnis zu dem Thema, und es wird nicht das letzte sein. Denn in Deutschland haftet dem Schlagwort Digitalisierung immer noch das Image abgehobener Technikträumereien an, einer Geheimsprache, die zu beherrschen nur besonders begabten Menschen zuzutrauen wäre. Dabei gehört zu einer Gesellschaft, die in einer digitalisierten Welt bestehen will, dass die gesamte Bevölkerung zumindest in einem gewissen Maße Bescheid weiß. Zumal in einer demokratischen Gesellschaft, wo die Mehrheit der Bevölkerung politische Entscheidungen mittelbar beeinflusst.

Doch wie jetzt wieder die „Digital Skills Gap“-Studie der vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Initiative D21 haben zuvor schon andere Untersuchungen belegt, dass es einem viel zu großen Teil der Bevölkerung an wichtigen digitalen Kompetenzen mangelt: Informationen können nicht von Werbung unterschieden werden, Seriöses nicht von Unseriösem.

Je geringer die analoge Bildung, desto geringer die digitale

Selbst die Menschen, die sich regelmäßig im Netz herumtreiben, Bilder posten, Nachrichten mit dem Smartphone verschicken und sich informieren, fehlt das Verständnis dafür, wie die digitale Welt um sie herum funktioniert. Nutzen ja, verstehen oder gestalten – Fehlanzeige. Die Faustformel der Studien lautet: Je geringer die analoge Bildung, desto geringer die digitale. Ausnahme: die Menschen über 70, die allgemein unsicherer im Umgang mit digitalen Angeboten sind. Wer hier droht abgehängt zu werden, ist deutlich. Man fragt sich, was noch passieren muss, bevor der Gong ertönt.

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Ein möglichst nicht zu geringes Basiswissen in digitalen Fragen ist eine zentrale Kompetenz für das Bestehen in digitalen Zeiten. Wer nicht beurteilen kann, was ihm da auf dem Bildschirm entgegenspringt, wird manipulierbar. Wehrlosen jenen ausgeliefert, die es besser wissen. Um es analog zu veranschaulichen: Wer hätte sich nicht mal über die Rechnung eines Kfz-Betriebs geärgert und sich betrogen gefühlt, aber auch nicht imstande, die diagnostizierten Schäden besser zu bewerten? Dieses Gefühl, das bei dem läppischen Vorfall mit dem Auto unschön genug ist, droht Nicht-Kundigen in der digitalen Zukunft bei jedem Handgriff. Das kann niemand wollen.

Auch die Politik nicht. Die darum schnell in digitale Bildungsangebote investieren sollte. In Schulen vor allem, wo die zögerlich anlaufende Ausstattung mit Computern und Technik nicht damit enden darf, dass man den Kindern sagt, wo sie wann auf die Entertaste drücken sollen. Sie müssen auch lernen, warum das so ist. Und auch für die Älteren muss nachgelegt werden: So wie derzeit Corona-Impfungen an jeder Straßenecke angeboten werden, sollte es auch mit digitalen Weiterbildungsangeboten passieren. Denn was könnte wichtiger sein, als dass das Gros der Bevölkerung die Sprache der Zukunft versteht?

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