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Kanzlerin Angela Merkel (CDU)

© dpa/Kay Nietfeld

Antisemitismus: Merkel beklagt Judenhass bei Flüchtlingen

Der Antisemitismus von Migranten aus dem arabischen Raum macht in Deutschland immer wieder Schlagzeilen. Davor warnt jetzt auch die Kanzlerin.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat neue Formen des Antisemitismus in Deutschland beklagt. Dem israelischen Nachrichtensender „Channel 10 News“ sagte sie: „Wir haben jetzt auch neue Phänomene, indem wir Flüchtlinge haben oder Menschen arabischen Ursprungs, die wieder eine andere Form von Antisemitismus ins Land bringen.“

Antisemitismus habe es aber leider auch schon vor der Ankunft der vielen Flüchtlinge in Deutschland gegeben, fügte Merkel hinzu. Kein jüdischer Kindergarten, keine Schule, keine Synagoge könnten ohne Polizeischutz sein. „Das bedrückt uns“, betonte sie.

Antisemitismus wieder salonfähig

Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) hat ebenfalls vor wachsender Judenfeindlichkeit in Deutschland gewarnt. „Wir müssen feststellen, dass Antisemitismus wieder salonfähig wird“, sagte Barley den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Ähnlich wie Merkel stellte Barley einen Zusammenhang zwischen der wachsenden Judenfeindlichkeit und dem hohen Flüchtlingsaufkommen der vergangenen Jahre her. In arabischen Ländern sei Antisemitismus weit verbreitet. „Wenn Menschen aus diesen Ländern zu uns kommen, kann das auch hierzulande zum Problem werden“, sagte sie.

"Mit der vollen Härte des Gesetzes"

Judenfeindliche Vorfälle in Deutschland machen seit Wochen Schlagzeilen. So wurde in Berlin eine Zweitklässlerin von älteren Schülern aus muslimischen Familien wegen ihrer jüdischen Religionszugehörigkeit beschimpft. Die Rapper Farid Bang und Kollegah wurden für ein als judenfeindlich kritisiertes Album mit dem Echo-Musikpreis ausgezeichnet, es hagelte Proteste.

Zuletzt löste ein judenfeindlicher Angriff im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg Empörung aus. Dort wurde ein junger arabischer Israeli angegriffen, der eine Kippa trug, die traditionelle jüdische Kopfbedeckung.

Gegen den mutmaßlichen Täter erging Haftbefehl wegen gefährlicher Körperverletzung. Es handelt sich um einen 19-jährigen Palästinenser aus Syrien. Der Zentralrat der Juden verlangt, auch das Aufenthaltsrecht des Flüchtlings zu prüfen.

Berlin trägt Kippa

„Der Täter sollte mit der vollen Härte des Gesetzes zur Verantwortung gezogen werden“, sagte Präsident Josef Schuster der „Welt am Sonntag“. Die Jüdische Gemeinde zu Berlin hat zu einer Solidaritätskundgebung aufgerufen. Unter dem Motto „Berlin trägt Kippa“ soll sich am Mittwoch ein gesellschaftliches Bündnis dem Hass entgegenstellen. (dpa/AFP)

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