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Polizisten vor dem Haupteingang des Bahnhofs in Marseille.

© dpa/AP/Claude Paris

Messerattacke in Frankreich: Attentäter von Marseille hatte sieben Identitäten

Der Attentäter von Marseille, der am Sonntag zwei Frauen getötet hat, war den Anti-Terror-Behörden nicht bekannt. Er lebte offenbar ohne legalen Aufenthaltsstatus in Frankreich.

Nach den Angaben des Anti-Terror-Staatsanwalts François Molins war der Attentäter von Marseille, der am Sonntag in der südfranzösischen Stadt zwei 20-jährige Frauen getötet hatte, den Anti-Terror-Ermittlern nicht bekannt. Der Mann habe sieben unterschiedliche Identitäten gehabt, sagte Molins am Montag bei einer Pressekonferenz in Paris. Bei seiner Tat habe er „Allahu akbar“ (Gott ist groß) geschrien.

Ein Ausweis weist den Attentäter als Tunesier aus

Der Angreifer hatte am Sonntag am Bahnhof Saint-Charles die beiden Frauen mit einem Messer getötet. Unmittelbar nach der Tat wurde er von Soldaten der Anti-Terror-Operation Sentinelle erschossen, die seit seit dem Anschlag auf die Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" vom Januar 2015 auch an zahlreichen Bahnhöfen im Nachbarland patrouillieren.

Bei dem Attentäter handelte es sich offenbar um einen Mann, der ohne legalen Aufenthaltsstatus in Frankreich lebte. Nach den Angaben des Staatsanwalts Molins war der Mann, der bereits zuvor wegen verschiedener Delikte auffällig geworden war, zuletzt nach einem Ladendiebstahl am vergangenen Freitag in Lyon festgenommen worden. Sein Ausweis, der ihn als einen gebürtigen Tunesier auswies, sei ihm nach dem Ende der Untersuchungshaft am Samstag wieder zurückgeben worden, sagte der Staatsanwalt.

Das im November 2014 ausgestellte Dokument habe ihn als Ahmed H. ausgewiesen, geboren am 9. November 1987 im tunesischen Bizerta. Neben dem Ausweis habe der Attentäter über sechs weitere Identitäten verfügt, so Molins. Die Ermittler seien noch damit beschäftigt, die Identität des Mannes zweifelsfrei zu klären, erklärte er. Nach seiner Festnahme in Lyon habe der junge Mann bei der Vernehmung angegeben, geschieden und ohne festen Wohnsitz zu sein, sagte Molins. Zudem habe der Mann angegeben, über keine feste Beschäftigung zu verfügen und harte Drogen zu konsumieren.

Die Opfer waren Cousinen

Bei den Opfern handelt es sich nach den Angaben der Zeitung „La Province“ um eine 20-Jährige Medizinstudentin aus Marseille und ihre Cousine, die eine Ausbildung zur Krankenschwester machte und in Rilleux-la-Pape in der Nähe von Lyon lebte. Der Erzbischof von Marseille, Georges Pontier, und der Weihbischof der Stadt, Jean-Marc Aveline, erklärten in einem gemeinsamen Kommuniqué: „Geben wir im Angesicht der Gewalt, die unsere Stadt trauern lässt, nicht der Angst nach: Lasst uns vereint und solidarisch bleiben.“

Am späten Sonntagabend hatte die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) über ihr Propagandasprachrohr Amaq die Tat für sich beansprucht. Der Sicherheitsexperte Driss Ait Youssef sprach im Sender LCI angesichts der Tat von einer „Uberisierung des Terrorismus“. Die Attentäter seien dazu übergegangen, bei ihren Terrorakten einfach zu beschaffende Tatmittel wie Messer zu verwenden. Die Mordtat von Marseille erinnert an eine Messerattacke eines Mannes auf ein Pariser Polizeirevier im Januar 2016, aber auch an einen Angriff in Hamburg, bei dem ein 26-Jähriger im Juli in einem Supermarkt einen Mann erstach.

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