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General Min Aung Hlaing am 27. März 2021.

© REUTERS / Foto: REUTERS/Stringer/File Photo

Auch Zivilisten unter den Opfern: Angeblich mindestens 80 Tote bei Luftangriffen im Norden Myanmars

Ein Konzert im nördlichen Bundesstaat von Myanmar wurde bombardiert. Es ist eine neue Eskalation im Konflikt zwischen Militärjunta und Rebellen.

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Im Norden Myanmars sind bei Luftangriffen durch das Militär am Sonntagabend offenbar mindestens 80 Menschen getötet worden. Das berichtete unter anderem das Nachrichtenportal „Khit Thit Media“ am Montag. Zuvor war die Rede von 60 Toten, darunter auch populäre Künstler der ethnischen Kachin-Minderheit.

Zudem wurden offenbar Hunderte weitere Personen verletzt, viele davon schwer. Die Bombardierungen erfolgten während eines Konzerts in der Gemeinde Hpakant anlässlich des 62. Jahrestages der Gründung der Unabhängigkeitsorganisation „Kachin Independence Organisation“ (KIO).

Am Abend hätten „zwei Militärjets“ eine Zeremonie der KIA angegriffen, sagte Oberst Naw Bu am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Unter den Toten seien KIA-Mitglieder und Zivilisten, fügte er hinzu. 

Die Militärjunta des Landes äußerte sich zunächst nicht zu den Berichten.

Befürchtet wird, dass die Zahl der Toten weiter steigt. Die Vereinten Nationen und Menschenrechtler prangerten die Brutalität scharf an.

Die UN in Myanmar zeigten sich „zutiefst besorgt und traurig“. Was als „übermäßiger und unverhältnismäßiger Einsatz von Gewalt durch Sicherheitskräfte gegen unbewaffnete Zivilisten“ erscheine, sei „inakzeptabel“, heißt es in der Erklärung. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden.

 „Teil eines Musters rechtswidriger Luftangriffe des Militärs“

Die Menschenrechtsorganisation „Burma Campaign UK“ sprach von „grauenerregenden Berichten“. Zudem kritisierte die Organisation, dass Myanmars Junta offenbar etwa 100 Schwerverletzten den Zugang zu medizinischer Versorgung verweigere. Amnesty International kritisierte die Attacken als „Teil eines Musters rechtswidriger Luftangriffe des Militärs.“

Der Hintergrund des Konflikts in Myanmar

Seit Jahrzehnten gehört der von den Kachin bewohnte nördliche Bundesstaat zu den Konfliktregionen im Vielvölkerstaat Myanmar. Die ethnische Minderheit fordert mehr Selbstbestimmung und Rechte. Der bewaffnete Arm der KIO kämpft nicht erst seit dem Putsch vom Februar vergangenen Jahres gegen Myanmars Junta.

Im Juni 2011 hatten die Militärs einen 17 Jahre alten Waffenstillstand mit den Kachin-Rebellen gebrochen. Menschenrechtsorganisationen zufolge hat sich der blutige Konflikt seitdem mit jedem Jahr verschlimmert.

Auch andere von ethnischen Minderheiten bevölkerte Regionen wie der Bundesstaat Shan im Nordosten und der Bundesstaat Karen im Osten sind bis heute Bürgerkriegsgebiete. Lokale Menschenrechtsorganisationen berichten dort ebenfalls von Luftangriffen der Militärjunta vornehmlich gegen Zivilistinnen und Zivilisten, darunter etliche Kinder.

Mit dem Militärputsch 2021 ist das ganze Land in Chaos und Gewalt versunken. Laut Angaben der Gefangenen-Hilfsorganisation AAPP vom Montagabend (Ortszeit) wurden seitdem mindestens 2.388 Menschen von der Junta ermordet.

Fast 16.000 Personen wurden verhaftet, von denen die meisten weiterhin hinter Gittern sitzen. Viele Gegnerinnen und Gegner des Regimes, vor allem junge Leute, sind in den bewaffneten Widerstand gegangen. (epd/AFP)

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