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Politik: „Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil“

FDP-Landeschef Pinkwart über Westerwelles Gewerkschaftsschelte und die Aussichten für den 22. Mai

Herr Pinkwart, es ist uns bisher nicht gelungen, den FDPSpitzenkandidaten Ingo Wolf auf einem Wahlplakat zu sichten.

Dann sind Sie aber noch nicht in Nordrhein-Westfalen unterwegs gewesen!

Doch, eine ganze Woche lang.

Wo ich auftrete - und ich bin wirklich im ganzen Land unterwegs – sehe ich auch immer Ingo-Wolf-Plakate.

Er wird also nicht versteckt?

Nein, überhaupt nicht. Ingo Wolf ist sehr präsent, hat ja auch auf dem FDP-Parteitag in Köln gerade erst geredet.

Dieser Parteitag sollte Ihrem Wahlkampf in NRW helfen …

… und das hat er auch getan.

Ihr Bundeschef Westerwelle hat seine Gewerkschaftsschelte fortgesetzt, wenn auch etwas abgeschwächt als Funktionärsschelte. Wird dieser Tonfall bestimmend, wenn die FDP in NRW mitregiert?

Auf einen groben Klotz wie die Unternehmerschelte von Franz Müntefering gehört ein grober Keil. Aber gerade auch in Nordrhein-Westfalen kennen wir viele Gewerkschafter und Betriebsräte, die sehr realistisch die Interessen ihrer Beschäftigten wahrnehmen. Wir werden mit allen Interessengruppen zusammenarbeiten müssen, und wir werden das tun. Im Übrigen gilt unsere Kritik am Funktionärstum beiden Seiten, auch den Arbeitgeberorganisationen.

Heißt das, mit FDP-Regierungsbeteiligung wird es auch den Unternehmerverbänden an den Kragen gehen, bis hin zur Abschaffung der Kammer-Zwangsmitgliedschaft?

Natürlich müssen auch die Verbände der Wirtschaft reformiert werden. Die FDP steht dafür. Ein Ende der Zwangsmitgliedschaft will ich nicht ausschließen. Allerdings ist das nicht der einzige Reformweg.

Sind Sie eigentlich sicher, dass Sie in zwei Wochen die Wahl gewinnen? Die SPD setzt darauf, dass die Popularität von Peer Steinbrück die vielen unentschlossenen Wähler noch auf ihre Seite zieht.

Haben Sie das erste Fernsehduell der beiden Kandidaten gesehen? Das war doch ein nichts sagendes Unentschieden. Im Fußball würde man sagen: Ein 0:0 der schlechteren Sorte. Jürgen Rüttgers hat seine Argumente ruhig vorgetragen, Peer Steinbrück war sichtlich nervös. Das wird den Wahlausgang nicht beeinflussen.

Wenn Sie so sicher sind, dann geben Sie doch mal einen Tipp für die FDP ab.

Wir werden zehn Prozent plus X bekommen.

Kühne Prognose bei Umfragewerten um sieben Prozent!

Meine Prognosen sind bisher immer ziemlich genau eingetroffen.

Das Gespräch führten Antje Sirleschtov und Robert Birnbaum.

Andreas Pinkwart (44) ist seit Ende 2002 Landesvorsitzender der FDP in Nordrhein-Westfalen. Der Diplom-Volkswirt ist auch einer der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Partei.

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