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Russlands Außenminister Sergej Lawrow.

© Uncredited/Russian Foreign Ministry Press Service/AP/dpa

Außenminister Lawrow im BBC-Interview: „Russland ist nicht blitzsauber“

Der russische Außenminister rechtfertigt den Angriffskrieg in der Ukraine mit bekannten Argumenten. Dabei macht er ein kleines Eingeständnis.

Die UN gehen in ihrem jüngsten Bericht über die zivilen Opfer des Ukraine-Kriegs von mindestens 4509 toten und 5585 verletzten Menschen aus. Wie die UN selbst einräumen, sollen die Zahlen tatsächlich deutlich höher ausfallen – und der ukrainische Polizeichef sprach kürzlich von mehr als 12.000 getöteten Zivilisten im Land.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow verteidigt den Ende Februar 2022 begonnenen Angriffskrieg seines Landes nun in einem Interview mit der britischen BBC und nimmt dabei auch Bezug auf die zivilen Opfer.

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Dabei bewegt sich Lawrow, der die Beziehungen zwischen Russland und dem Vereinigten Königreich im Interview als zerrüttet bezeichnet, über weite Strecken auf der bekannten russischen Argumentationslinie: „Wir haben die Ukraine nicht überfallen“, behauptet der Minister, der seit 2004 im Amt ist. Gemäß der Sprachregelung der russischen Regierung nennt er den Überfall stattdessen eine „militärische Spezialoperation“. Sein Land habe „keine andere Wahl gehabt, dem Westen zu erklären, dass es ein krimineller Akt ist, die Ukraine in die Nato zu ziehen“.

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Viele bekannte Behauptungen

Lawrow wiederholt zur Rechtfertigung des Angriffskrieges auch die unspezifische Behauptung, es gäbe in der Ukraine Nazis. Die Denazifizierung in der Ukraine wird von Russland als ein Ziel des Krieges genannt. So weit, so bekannt.

Eingesperrte ukrainische Zivilisten

Dann spricht BBC-Journalist Steve Rosenberg, der das Interview führte, Lawrow auf einen Vorfall an, der im Mai von den UN dokumentiert wurde. Demnach wurden im ukrainischen Dorf Yahidne bei Tschernihiw Zivilisten von russischen Soldaten in einer Schule eingesperrt. 360 Dorfbewohner:innen, darunter 74 Kinder und fünf Menschen mit Behinderung, seien gezwungen worden, 28 Tage im Keller auszuharren. Es habe tagelang keine Möglichkeit gegeben, zu schlafen, es habe weder Toiletten, Wasser noch Ventilation gegeben. Die UN spricht von zehn Toten infolge dieser Gefangennahme durch russische Soldaten.

Sergej Lawrow im Juni 2022 in der Türkei.
Sergej Lawrow im Juni 2022 in der Türkei.

© Burhan Ozbilici/AP/dpa

„Es ist sehr bedauerlich“, so Lawrow über den Vorfall, nur um diesen gleich wieder zu relativieren: „Doch internationale Diplomaten, darunter die Kommissarin für Menschenrechte, der UN-Generalsekretär und andere UN-Vertreter, werden vom Westen unter Druck gesetzt. Und sehr oft werden sie dazu benutzt, Fake News zu verbreiten, die vom Westen gestreut werden.“

„Russland ist nicht blitzsauber“

BBC-Journalist Steve Rosenberg stellt daraufhin ironisch fest, dass „sich Russland also mal wieder blitzsauber verhalten hat“. Sergei Lawrow antwortet: „Nein, Russland ist nicht blitzsauber. Russland ist, was es ist. Und wir schämen uns nicht dafür, zu zeigen, wer wir sind.“ Worauf sich Lawrow hier genau bezieht, wenn er sagt, dass Russland nicht blitzsauber sei, bleibt offen.

Der Vorfall im Dorf Yahidne ist nur ein Beispiel für die Leiden der ukrainischen Zivilbevölkerung im Krieg. Am bekanntesten wurden die Funde zahlreicher, teilweise an den Händen gefesselter Zivilisten-Leichen in der Stadt Butscha. Die Ukraine warf der 64. Brigade der russischen Armee daraufhin Kriegsverbrechen und massenhafte Tötungen von Zivilisten vor.

Der russische Präsident Wladimir Putin verlieh der 64. Brigade den Ehrentitel einer „Garde“. Begründet wurde das mit „Heldentum und Tapferkeit, Entschlossenheit und Mut“ der Mitglieder.

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