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Von der Union als Ideologin verdächtigt: Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), hier beim Petersberger Klimadialog im Auswärtigen Amt Anfang der Woche.

© Christoph Soeder/dpa

Union empört sich über Diplomaten-Auslese: Baerbock ist mitnichten eine feministische Ideologin

Die Empörung der Union ist scheinheilig. Ein fortschrittlicher Gedanke wird nicht deshalb falsch, weil ihn eine Grünen-Politikerin vertritt. Ein Kommentar.

Von Hans Monath

Für Ideologieverdacht geben die Grünen immer wieder Anlass, etwa wenn die Berliner Spitzenkandidatin Bettina Jarasch im Wahlkampf das Wort „Indianerhäuptling“ aus einem Rede-Video tilgen ließ oder der Landesverband im Südwesten den Tübinger Bürgermeister Boris Palmer aus der Partei schmeißen wollte.

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Nun meint die Union, einen neuen Fall von grünem Ideologiemissbrauch ausgemacht zu haben – und das in der Verantwortung der von ihr doch geschätzten Außenministerin Annalena Baerbock.

Die bekennt sich zur „feministischen Außenpolitik“, deren Bedeutung heute nur noch von Ideologen infrage gestellt wird. CDU und CSU werfen ihr vor, sie wolle die Qualitätskriterien bei der Auswahl zum höheren Dienst preisgeben, um Frauen und sozial schwache Bewerber zu fördern.

An dieser Stelle könnte man mit dem Werbespruch einer Schweizer Kräuterbonbonfirma fragen: „Wer hat’s erfunden?“

Schon vor acht Jahren plädierte die damalige AA-Staatssekretärin Emily Haber, heute Botschafterin in Washington, für eine radikale Durchlüftung des Außenamtes – und sie war keine in der Wolle gefärbte Grüne, arbeitete später im CDU-geführten Innenministerium. Vielleicht hilft folgender Merksatz: Ein fortschrittlicher Gedanke wird nicht deshalb falsch, weil ihn eine Grünen-Politikerin vertritt.

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