zum Hauptinhalt
Bei Personen im Gleis können ICE-Fahrten oft deutlich länger dauern.

© dpa/Bernd Wüstneck

Bahn zeigt sich offen dafür: Grüne wollen Züge bei Personen im Gleis langsam weiter fahren lassen

Derzeit werden im Falle von Personen im Gleis stets sämtliche Züge auf dem Abschnitt gestoppt. Allein 2022 gab es aus diesem Grund mehr als 4000 Gleissperrungen. 

Stand:

Die Grünen im Bundestag wollen einem Bericht zufolge Züge künftig im Falle von Menschen im Gleis langsam weiter fahren lassen und nicht mehr generell stoppen. „Oft sind das nur Leute, die an der Böschung nach Pilzen suchen oder Müll aufsammeln“, sagte der bahnpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Matthias Gastel, der Mediengruppe Bayern.

Andere liefen verbotenerweise über die Gleise, seien aber längst schon wieder weg, wenn Alarm ausgelöst werde. Diese merkten oft gar nicht, was ihretwegen an Betriebsunterbrechungen ausgelöst werde.

Die bisherige Zuständigkeit für die Prüfungen der Strecken bei der Bundespolizei solle auf die Landespolizeien übergehen. „Die Bundespolizeistationen sind so ausgedünnt, dass es oft schier ewig dauert, bis sie vor Ort ist“, sagte Gastel. Stattdessen sollten die Landespolizeien befugt werden, die Strecken zu prüfen.

„Auch muss es bei entsprechender Gefahreneinschätzung häufiger möglich sein, dass der Verkehr langsam weiterrollt, so dass es zu keinem gravierenden Rückstau im Netz kommt“, fügte er hinzu. Die Sicherheit in den Zügen und auf den Bahnanlagen habe höchste Priorität, dies ließe sich aber mit verbesserten Zuständigkeiten und Abläufen mit geringeren Einschränkungen für den Zugverkehr weiter gewährleisten.

Kinder sind für die Bahn eine Ausnahme

Die Bahn äußert sich offen dafür, die Züge langsam „auf Sicht“ weiter fahren zu lassen, wenn Menschen lediglich am Gleis und nicht auf den Gleisen gesichtet wurden. Das sei denkbar, sagte eine Sprecherin am Freitag auf Anfrage.

„So könnte die Anzahl der Sperrungen bzw. deren Auswirkungen auf den Zugverkehr verringert werden, indem nach Personen im Gleis, Personen am Gleis sowie Kindern im/am Gleis unterschieden wird.“ Im Fall von Kindern und bei Personen auf den Gleisen müssten Strecken aber weiterhin zur Sicherheit gesperrt werden.

Derzeit werden im Falle von „Personen im Gleis“ stets sämtliche Züge auf dem Abschnitt gestoppt. Dann ruft die Bahn die Bundespolizei, die den jeweiligen Streckenabschnitt überprüfen muss. „Das führt zum Teil zu erheblichen Verspätungen für zahlreiche Züge, die in der Folge auch über den ganzen Tag spürbar sein können“, teilte die Bahn mit.

Allein im vergangenen Jahr habe es aus diesem Grund mehr als 4000 Gleissperrungen gegeben. Die Tendenz ist steigend. In den beiden Vorjahren waren es der Bahn zufolge knapp 3900 (2021) und 3600 (2020) Fälle.

„Wesentliche Gründe für diesen Anstieg sind aus unserer Sicht das sinkende Gefahrenbewusstsein, eine geringere Hemmschwelle Verbotenes zu tun sowie die größere Bereitschaft, sich an (gefährlichen) Trends wie Selfies im Gleisbereich zu beteiligen, gerade bei jüngeren Menschen“, teilte die Bahn weiter mit. (AFP, dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })