zum Hauptinhalt
Berat Albayrak, Schwiegersohn von Recep Tayyip Erdogan.

© null

Berat Albayrak: Erdogans Schwiegersohn als Premier der Türkei im Gespräch

Ahmet Davutoglu musste abtreten. Wird Erdogans Schwiegersohn Berat Albayrak nun neuer Ministerpräsident der Türkei? Ein Portrait.

Als türkischer Energieminister äußert sich Berat Albayrak normalerweise zu Gaspreisen und ähnlichen Dingen, doch vor ein paar Tagen ließ er mit einer Rede über den politischen Zustand des Landes aufhorchen. Die Türkei leide unter einer „System-Krise“ und brauche eine neue Verfassung, sagte er. Damit übernahm der 38-jährige Albayrak die Hauptargumente seines Schwiegervaters, des mächtigsten Mannes der Türkei: Präsident Recep Tayyip Erdogan fordert mit ähnlichen Worten fast jeden Tag neu die Einführung eines Präsidialsystems. Vielleicht wird Albayrak dem Staatsschef bald dabei helfen können, denn er ist als neuer Premier im Gespräch.

Kurz vor Albayraks rhetorischem Ausflug in die Staatslehre hatte Erdogan den bisherigen Ministerpräsident Ahmet Davutoglu als Premier und Chef der Regierungspartei AKP zum Rücktritt gezwungen. Am 22. Mai wird bei einem Sonderparteitag ein neuer Vorsitzender und damit auch ein neuer Regierungschef gewählt. Der neue Mann soll vor allem Erdogans Präsidial-Plan umsetzen.

Noch hat sich Erdogan nicht dazu geäußert, wen er auf dem Doppelposten in Partei und Regierung sehen will.

Senkrechtstarter in der AKP

Nach übereinstimmenden Medienberichten gehört Albayrak neben Justizminister Bekir Bozdag und Verkehrsminister Binali Yildirim jedoch zum engeren Kandidatenkreis. Der in Istanbul geborene Albayrak studierte in den USA und heiratete im Jahr 2004 Erdogans älteste Tochter Esra. Das Paar hat zwei Söhne und eine Tochter – und erfüllt damit die Forderung des Präsidenten an alle türkischen Familien, mindestens drei Kinder in die Welt zu setzen.

Schon als Chef des regierungsfreundlichen Konzerns Calik Holding war Albayrak für seinen Schwiegervater wichtig, doch zum Senkrechtstarter wandelte er sich erst nach seinem Parlamentseintritt für die AKP im vergangenen Jahr. Albayrak wurde auf Anhieb Minister und zu einem Star in der Fraktion: Im Parlament standen AKP-Abgeordnete Schlange, um sich mit ihm fotografieren zu lassen.

Wie groß Albayraks Chancen sind, an die Spitze von Partei und Regierung zu rücken, ist umstritten. Einige meinen, dass Erdogan den offenen Nepotismus vermeiden will. Doch die Oppositionszeitung „Cumhuriyet“ zitierte einen AKP-Offiziellen mit den Worten, mit dem Hinweis auf Vetternwirtschaft sei schon Albayraks Einstieg in die Politik und seine Ernennung zum Minister als unmöglich bezeichnet worden. Heute sitze er trotzdem im Kabinett. „Warum soll er nicht auch Ministerpräsident werden?“

Zur Startseite