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Annalena Baerbock und Robert Habeck wären die besten SPD-Chefs – findet Nora Bossong.

© Tsp

50 Jahre Kanzlerwahl Willy Brandt: Berliner Schriftstellerin Nora Bossong ruft zu politischer Beteiligung auf

Was mehr Demokratie wagen für Nora Bossong bedeutet? Die Antwort gibt sie im Video-Interview.

Die Schriftstellerin Nora Bossong ruft alle Bürger auf, sich aktiv am demokratischen Prozess zu beteiligen. „Demokratie entsteht nicht dadurch, dass ich mich zurücklehne und mich beschwere, dass die anderen das falsch machen“, sagte sie in einem Video-Interview mit dem Berliner „Tagesspiegel“ aus Anlass des 50. Jubiläums der Wahl Willy Brandts zum Bundeskanzler. 

Nach der Bundestagswahl vom 28. September 1969 bildeten SPD und FDP die erste sozialliberale Koalition im Bund, Brandt wurde der erste sozialdemokratische Bundeskanzler der Nachkriegszeit.

„Mehr Langsamkeit wagen“

Mehr Demokratie wagen bedeutet für Nora Bossong heute, „dass wir alle uns mehr und sachverständiger und mit weniger Wut und Aggression auf politische Fragen einlassen“. Das heiße nicht, sie zu vereinfachen oder mit Politikerhäme zu reagieren, sagte die Berliner Autorin, deren neuer Roman „Schutzzone“ auf der weltpolitischen Bühne spielt. Wichtig sei, dass Randgruppen nicht übersehen, also alle integriert würden, sagt Nora Bossong. Ihre Empfehlung an die Politik: „Mehr Langsamkeit wagen“ und sich „etwas mehr Zeit“ lassen.

Volksabstimmungen - wie Liebesbriefe in der 5. Klasse.

Nora Bossong wendet sich ausdrücklich gegen mehr Plebiszite. „Das Herunterbrechen von komplexen Fragestellungen auf ja, nein weiß nicht, das kann man bei Liebesbriefen in der fünften Klasse machen“, politische Fragen könne man so nicht lösen.

Bossongs drei Lehren aus der Politik Willy Brandts: Kleine Schritte nicht übersehen, sich auch in verfahrenen Situationen auf Annäherung einzulassen und das Verbindende zu wagen, und sich immer wieder auf den Frieden zu besinnen. Das brauche Europa und Deutschland – und das Land sollte sich dem verpflichtet fühlen.

Baerbock und Habeck wären die besten SPD-Chefs

Die beste Besetzung für die SPD-Führung wäre nach Ansicht von Bossong das Grünen-Vorsitzenden-Duo Annalena Baerbock und Robert Habeck – weil sie sich gut ergänzen und eine ungewöhnliche politische Sprache haben. Diese hebe sich vom üblichen politischen Diskurs ab, der oft als „ermüdend“ empfunden werde, ohne radikal zu sein. Willy Brandt würde heute ihrer Ansicht nach „mehr für eine SPD-Grüne-Koalition stehen als für die SPD allein“, sagte Nora Bossong.

Das Video-Interview ist Teil einer Reihe zum 50. Jahrestag der Kanzlerwahl Willy Brandts, die der Tagesspiegel in Zusammenarbeit mit der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung veröffentlicht. 

Von der Berliner Autorin Nora Bossong ist gerade der Roman „Schutzzone“ erschienen, mit dem sie auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2019 nominiert war. Das Video mit Nora Bossong wurde im Volkspark Wilmersdorf gedreht, direkt hinter dem Rathaus Schöneberg, in dem noch heute der Schreibtisch von Willy Brandt steht.

Bisher in der Reihe veröffentlicht: Außenminister Heiko Maas und der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse.      

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