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Politik: Bierernst

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Es war einmal schwer in Mode, Witze zu machen über Ostfriesen, Manta-Fahrer, Blondinen und Helmut Kohl. Diese Zeit ist schon seit längerem vorbei.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Es war einmal schwer in Mode, Witze zu machen über Ostfriesen, Manta-Fahrer, Blondinen und Helmut Kohl. Diese Zeit ist schon seit längerem vorbei. Im Moment gibt es eigentlich keine Randgruppe oder Persönlichkeit, über die unisono hergezogen wird. Das nervt die Ostfriesen gewaltig. So sehr, dass sie jetzt damit anfangen, sich selber lächerlich zu machen.

Schon mal was von Bagband gehört? Eine schnelle Internet-Recherche ergab: Bagband liegt in Ostfriesland, es gibt dort eine Mühle und eine Brauerei. Der Chef dieser Brauerei, Rene Krischer, verschenkt ein Glas Bier an jeden, der ihm eine Praxisgebühr-Quittung präsentiert. Das sei gar nicht witzig gemeint, gibt Krischer an, sondern „bierernst“. Weil ungefiltertes Bier schon immer als wirksame Vorsorge gegen Infektionskrankheiten im Allgemeinen getrunken worden sei. Ostfriesen-Bräu statt Antibiotika. Wie das Land, so die Werbung. Flach.

Die Gesundheitsministerin wird über die Idee des Bierbrauers wahrscheinlich nicht lachen können. Außerdem ist es nahezu ausgeschlossen, dass Ulla Schmidt Ostfriesen-Bräu einnimmt, um sich gegen die Infekte des schwindenden Winters zu wappnen. Sie wird Kölsch bevorzugen. Das seit grauer Vorzeit bekannte Naturheilmittel wird traditionell in verträglicheren, homöopathischen Dosen gereicht. Und die vernachlässigten Ostfriesen, wie kommen sie mit dem schleichenden Aufmerksamkeitsverlust klar? Das ist ihr Bier.

Esther Kogelboom

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