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Onlinehändler locken mit Rabatten.

© dpa

Corona befeuert den Online-Einkauf: Bildschirme statt Schaufenster

Immer mehr Menschen kaufen online ein. Ist dieser Trend nachhaltig? Und was bedeutet das für das Weihnachtsgeschäft?

Welche Erwartungen Onlinehändler derzeit wecken, war am Montag auf dem Parkett in Warschau abzulesen. Der polnische Amazon-Konkurrent Allegro ging dort an die Börse – und wurde damit auf einen Schlag zum wertvollsten Unternehmen des Landes.

Der Kurs stieg am Tag des Debüts um rund 70 Prozent; es wurde zum größten Börsengang Europas in diesem Jahr. Auch wenn beim Aktienhandel immer eine gute Portion Übertreibung eingerechnet werden kann, so zeigt dieses Beispiel doch, welches Potenzial dem E-Commerce zugeschrieben wird.

Denn hinter der Börsenbewertung von Allegro stehen auch reale Gewinne. Die stiegen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres nämlich um 48 Prozent. Allegro steht damit nicht allein da. Marktführer Amazon verdoppelte seinen Gewinn im zweiten Quartal 2020 auf Jahressicht auf 5,2 Milliarden US-Dollar. Nur zwei Jahre zuvor hatte er im selben Zeitraum bei nur knapp 200 Millionen Dollar gelegen. Auch deutsche E-Commerce-Firmen wie otto.de oder Zalando verzeichnen derzeit massive Umsatzzuwächse.

Der jüngste Boom der Onlinehändler begann mit der Coronakrise. Ihr Umsatzanstieg verlief fast spiegelverkehrt zum Einbruch der Geschäfte im stationären Handel. Die geschlossenen Läden im Frühjahr befeuerten allerdings nur eine seit Jahren bestehende Verschiebung hin zu mehr Online- und weniger Offlinekäufen.

Dass Abstandsregeln und Infektionsgefahr weiterhin bestehen, sorgen nun wohl dafür, dass sich der Trend verstetigt – auch mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft.

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Nahezu gleich verteilt

Einer aktuellen Umfrage des Instituts für Handelsforschung (IFH Köln) zufolge geben 41 Prozent der Befragten an, den Großteil der Weihnachtseinkäufe online zu tätigen. Die Befragten planen demnach, in diesem Jahr ihre Einkäufe um zehn Prozentpunkte häufiger online zu tätigen als in der vergangenen Weihnachtssaison.

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Damit sind die Weihnachtseinkäufe stationär und online nahezu gleich verteilt. Es sei „mit einer Kanalverschiebung für das Weihnachtsgeschäft“ zu rechnen, schreiben die Analysten.

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Diese Einschätzung teilt man beim Digitalverband Bitcom. „Es ist zu erwarten, dass viele Verbraucher sich nicht dem Gedränge in Shoppingcentern und Kaufhäusern aussetzen wollen“, sagte Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder dem Tagesspiegel.

Er rechnet zudem damit, dass diese Entwicklung nachhaltig ist. „Viele Menschen, die jetzt von den Vorteilen des Onlinehandels profitieren, gewöhnen sich daran und werden künftig nicht darauf verzichten wollen“, so Rohleder. Untermauert wird diese Einschätzung davon, dass selbst bislang online nur wenig gefragte Waren wie Lebensmittel oder Drogerieartikel nun bestellt werden. Rohleder ist sich sicher: „Das wird Corona überdauern.“

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