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Nachfrage auf Null gesunken: Bremen muss Astrazeneca-Dosen vernichten
In der Hansestadt will niemand mehr Astrazeneca. Dosen landen im Müll. Der Bund will ab August den größten Teil weiterer Lieferungen an andere Staaten spenden.
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In Bremen drohen wegen der seit zwei Wochen sinkenden Nachfrage immer mehr Impfdosen vom Hersteller Astrazeneca zu verfallen. Das teilte der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen (KVHB), Christoph Fox, am Freitag mit. Seit der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) der Kreuzimpfung sei die Nachfrage von Astrazeneca praktisch auf Null gesunken, sagte Fox nach Angaben des „Weser Kuriers“.
„Mit der neuen Stiko-Empfehlung hat der Impfstoff von Astrazeneca den finalen Todesstoß erhalten“, sagte Fox. Die Stiko hatte vergangene Woche empfohlen, dass mit Astrazeneca Erstgeimpfte als zweite Impfung einen mRNA-Impfstoff von Moderna oder Biontech erhalten sollen.
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„Die Praxen bleiben darauf sitzen und müssen den Impfstoff ungenutzt entsorgen. Das schmerzt viele Ärzte und medizinische Fachangestellte, die sich darüber bitterlich bei der KV Bremen beschweren“, sagte Fox. Wie viele Impfdosen betroffen sind, könne er nicht sagen, weil dies nicht dokumentiert sei.
Den Impfstoff an Nachbarkommunen weiterzugeben komme nicht infrage, weil dort die Nachfrage ebenso gering sei. Für eine Weitergabe in andere Länder sei die Logistik wie etwa die Einhaltung der Kühlkette nicht machbar.
Auch eine verstärkte Nachfrage für Erstimpfungen mit Astrazeneca erwartet Fox nicht. Gründe dafür seien einerseits die Unsicherheiten wie dem in seltenen Fällen aufgetretenen Thrombose-Risiko und der wechselnden Empfehlungen für Altersgruppen der Stiko, und andererseits, weil Kreuzimpfungen in manchen Ländern nicht anerkannt würden.
Bis einschließlich 8. Juli waren im Land Bremen nach Angaben des Robert-Koch-Instituts 43 Prozent aller Menschen vollständig geimpft, 67 Prozent haben schon die erste Spritze erhalten.
Am Mittwoch war bekannt geworden, dass die Bundesregierung den größten Teil künftiger Lieferungen des Corona-Impfstoffes von Astrazeneca an Drittstaaten abgeben. Das geht aus einem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Beschluss in der Bundesregierung hervor. Danach sollen „voraussichtlich schon im August“ alle weiteren Lieferungen des Corona-Impfstoffes von Astrazeneca an ärmere Länder gespendet werden.
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Die Entscheidung betrifft nicht die bereits bei Bund, Ländern oder bei Ärzten liegenden Impfdosen und laufenden Erst-Impfungen. Allein der Bund lagert derzeit noch rund 1,5 Millionen Impfdosen des britisch-schwedischen Konzerns. Deutschland erwartet bis Jahresende noch die Lieferung weiterer 35 bis 38 Millionen Impfdosen der Firma.
In einem ersten Schritt sollen ab August mindestens 500.000 Dosen Astrazeneca an die internationale Impfstoff-Initiative Covax zur globalen Verteilung von Covid-19-Impfstoffen ohne regionale Vorfestlegung gegeben werden, heißt es in dem Papier von Außen-, Gesundheits-, Finanz- und Entwicklungsministeriums sowie dem Kanzleramt, das am Mittwoch auch das Bundeskabinett passierte.
„Die Bundesregierung strebt darüber hinaus an, schnellstmöglich auch erste bilaterale Abgaben umzusetzen“, heißt es mit Blick auf Astrazeneca. Die beschlossene Abgabe ist Teil der früheren Zusagen der Bundesregierung, bis Jahresende insgesamt 30 Millionen Dosen von Astrazeneca und Johnson & Johnson aus dem nationalen Bestand kostenlos vor allem an Entwicklungsländer abzugeben. (Tsp, Reuters)
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