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Beate Klarsfeld und ihr Mann Serge Klarsfeld nach der Ehrung durch die deutsche Botschafterin in Paris, Susanne Wasum-Rainer.

© REUTERS

Bundesverdienstkreuz für Beate und Serge Klarsfeld: „Guerilleros der Erinnerung“

Beate und Serge Klarsfeld haben am Montag in Paris von der deutschen Botschafterin in Frankreich das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhalten.

Die Ohrfeige ging in die Geschichte ein. Beate Klarsfeld hat sie ausgeteilt und wurde damit, sozusagen auf einen Schlag, weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Es war der 7. November 1968, als die junge Frau auf einem CDU-Kongress in Westberlin die Bühne betrat und dem damaligen Kanzler Kurt-Georg Kiesinger mit dem Ruf „Nazi! Nazi!“ ins Gesicht schlug.

„Diese Ohrfeige hatte symbolische Bedeutung“, schreibt Beate Klarsfeld in dem Buch „Mémoires“, das sie zusammen mit ihrem Mann, Serge Klarsfeld, in diesem Frühjahr herausbrachte. Es war der Auftakt zu dem Kampf, der der Kampf ihres Lebens werden sollte, der Kampf mit dem Ziel, die Erinnerung an die Verbrechen der Nazis wachzuhalten, die Täter aufzuspüren, zu deren Bestrafung beizutragen und die Identität der Opfer zu dokumentieren. Für diesen Kampf wurden die beiden „Nazi-Jäger“, wie sie gern genannt werden, mit höchsten Ehrungen bedacht. Vor einem Jahr erhob Frankreichs Präsident François Hollande Beate Klarsfeld in den Rang einer Kommandeurin der Ehrenlegion und Serge Klarsfeld zum Großoffizier. Im vergangenen Mai zog Bundespräsident Joachim Gauck nach und verlieh ihnen für ihre „Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen“ und den „Einsatz gegen Antisemitismus und politische Unterdrückung“ das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Am Dienstag überreichte die deutsche Botschafterin in Paris, Susanne Wasum-Reiner, den beiden für ihre „außergewöhnliche Aktion“ die hohen Auszeichnungen.

Der spektakuläre Akt

Namen von Tätern und Orten des Grauens stehen für den Kampf der beiden „Guerilleros der Erinnerung“: Klaus Barbie, der „Schlächter von Lyon“, den sie in Bolivien identifizierten, oder Kurt Lischka in Düsseldorf, der die berüchtigte Razzia des Vel’ d’Hiv’ in Paris organisierte. Stets handelten sie nach der Strategie des „Coup d’éclat“, des spektakulären Akts, mit dem sie wie im Fall Kiesinger die Öffentlichkeit wachrüttelten. Und Symbole sind es auch, die ihren Lebensweg markieren. Die Tochter eines Wehrmachtsoffiziers und der Sohn eines in Auschwitz ermordeten Juden lernten sich am 11. Mai 1960 kennen, dem Tag, an dem Adolf Eichmann aus Argentinien entführt wurde. Sie begegneten sich in der Metro-Station Porte de Saint-Cloud in Paris. Dort leben sie seit 40 Jahren in einem Wohnhaus bei einem Busdepot, in dem 1942 die Busse für die Razzia des Vel’ d’Hiv’ requiriert wurden.

Als sie im Rathaus des 16. Arrondissements heirateten, gab ihnen der Bürgermeister den Wunsch mit: „Sie sind das erste deutsch-französische Paar, das ich traue. Ich fordere Sie auf, ein Beispiel zu geben.“

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