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Meng Hongwei war seit September verschwunden gewesen.

© REUTERS/Jeff Pachoud

Update

Meng Hongwei: China bezichtigt Ex-Interpol-Chef der Korruption

Interpol-Chef Meng Hongwei wird in seiner Heimat festgenommen, es folgt eine Rücktrittserklärung. Die Behörden werfen ihm Bestechlichkeit vor.

Chinas Behörden ermitteln „wegen Bestechlichkeit“ und anderer illegaler Aktivitäten gegen den chinesischen Interpol-Chef Meng Hongwei. Knapp zwei Wochen nach dem Verschwinden des Vizepolizeiministers bei einer Reise nach China wurden die Vorwürfe am Montag auf einer Sitzung des Parteikomitees des Ministeriums für öffentliche Sicherheit in Peking erhoben. Wie aus einer Erklärung des Ministeriums weiter hervorging, ermittelt die staatliche Aufsichtskommission, in deren Gewahrsam Meng Hongwei sei.

Das Parteikomitee unter Vorsitz von Polizeiminister Zhao Kezhi billigte das Vorgehen gegen den ersten chinesischen Interpol-Chef als „rechtzeitig, völlig gerechtfertigt und sehr klug“. Es demonstriere die entschlossene Haltung des Zentralkomitees unter der Führung von Staats- und Parteichef Xi Jinping, die Partei streng zu führen und den Kampf gegen Korruption umzusetzen. Niemand stehe über dem Gesetz. Wer gegen das Gesetz verstoße, müsse streng bestraft werden.

Der 64-Jährige war am 25. September nach der Landung in China festgenommen worden, ohne dass die chinesischen Behörden die internationale Polizeiorganisation zunächst unterrichtet hatten. Erst spät am Sonntag teilte das Ministerium mit, dass er „unter Aufsicht“ genommen worden sei und gegen ihn ermittelt werde. Interpol erhielt am Sonntag zudem eine Erklärung des Chinesen, in der dieser seinen sofortigen Rücktritt erklärte.

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Das Vorgehen gegen den international prominentesten chinesischen Polizeirepräsentanten löste Spekulationen aus, ob der 64-Jährige vielleicht in Machtkämpfe hinter den Kulissen verwickelt gewesen sein könnte. Meng Hongwei hat Karriere im Polizeiministerium gemacht, als es noch unter Führung des später gestürzten und 2015 zu lebenslanger Haft verurteilten Sicherheitschefs Zhou Yongkang gestanden hatte, der als Rivale von Xi Jinping galt. Der Präsident äußerte später sogar den Verdacht einer Verschwörung.

Der Sturz des eigenen Interpol-Chefs ist ungewöhnlich. Experten sahen auch einen Schlag für die Reputation Chinas und seine Bemühungen, durch eigene Vertreter in internationalen Organisationen eine größere Führungsrolle weltweit zu übernehmen. So galt die Berufung Meng Hongweis an die Spitze von Interpol 2016 als Erfolg Chinas, sich mit seinem gewachsenen Gewicht auf der globalen Bühne durchzusetzen.

Die Personalie war international umstritten und hatte auch Menschenrechtler besorgt. Amnesty International warf China damals vor, schon lange zu versuchen, Interpol für die Fahndung nach chinesischen Dissidenten und Aktivisten zu benutzen. Die wichtigste internationale Polizeiorganisation hat ihren Sitz im französischen Lyon. Die 192 Mitgliedstaaten tauschen unter anderem Informationen zu gesuchten Personen aus.

Seine Frau hatte Meng Hongwei vergangene Woche bei den französischen Behörden als vermisst gemeldet, weil sie nichts von ihm gehört hatte, seit er nach China gereist war. Als letztes Lebenszeichen erhielt sie von ihm auf dem Handy nur ein Emoji mit einem Messer, was sie beunruhigte. Interpol teilte mit, dass Vizepräsident Kim Jong Yang aus Südkorea vorübergehend die Präsidentschaft übernehme. Die Generalversammlung soll im November einen Nachfolger wählen. (dpa)

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