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Yachten im Hafen vor den historischen Gebäuden in Saint Tropez, Frankreich. (Symbolbild)

© imago/Eibner/Mario Hommes

Bericht zur Ungleichheit: Corona-Pandemie macht Milliardäre noch reicher

Das Vermögen der Reichen wächst noch schneller. Der Bericht zur weltweiten Ungleichheit zeigt eine extreme Zunahme des Abstands zwischen Arm und Reich.

Während der Corona-Pandemie haben die Superreichen ihren Anteil am globalen Vermögen in Rekordgeschwindigkeit vergrößert - zu diesem Ergebnis kommt der alljährliche Bericht zur weltweiten Ungleichheit (World Inequality Report), der am Dienstag in Paris veröffentlicht wurde.

Seit 1995 sei der von den Milliardären dieser Welt gehaltene Anteil am globalen Vermögen von ein Prozent auf drei Prozent gestiegen, hieß es in dem Bericht. "Dieser Anstieg hat sich während der Covid-Pandemie verschärft. De facto markiert das Jahr 2020 den steilsten Anstieg des Anteils der Milliardäre am aktenkundigen Vermögen."

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Zwar seien - auch bedingt durch den Aufstieg Chinas - die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern in den vergangenen 20 Jahren zurückgegangen, doch habe sich zugleich der Abstand zwischen den reichsten zehn Prozent und den ärmsten 50 Prozent der Weltbevölkerung verdoppelt, so der Bericht. Diese Entwicklung sei darauf zurückzuführen, dass in den Ländern der private Sektor immer mehr Vermögen, die Regierung jedoch immer weniger erzielt hätten.

Zehn Prozent der Weltbevölkerung erzielen 52 Prozent des globalen Einkommens

Laut Bericht erzielten die reichsten Zehn Prozent der Weltbevölkerung aktuell rund 52 Prozent des globalen Einkommens, während die ärmste Hälfte nur acht Prozent davon verdiene. Regional sei diese Ungleichheit am ausgeprägtesten im Mittleren Osten und Nordafrika, gefolgt von Lateinamerika, dem südlichen Afrika und Südostasien. In Europa ist die Lage am ausgeglichensten; es sei die einzige der untersuchten Regionen, wo die 40 Prozent der Mittelschicht das meiste Einkommen verzeichneten.

Noch größer seien die Unterschiede beim Besitz: Demnach besitzen die reichsten zehn Prozent fast 76 Prozent des globalen Vermögens, die ärmsten 50 Prozent hingegen nur etwa zwei Prozent. Die Superreichen, sprich 0,01 Prozent der Weltbevölkerung mit einem Vermögen von jeweils über 15 Millionen Euro, besäßen allein etwa elf Prozent des globalen Wohlstands; 1995 seien es noch sieben Prozent gewesen.

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Auch die Unterschiede im Verdienst zwischen den Geschlechtern, die sogenannte Gender-Pay-Gap, bleibe in allen Teilen der Welt bestehen und könne nur langsam geschlossen werden, so die Studie. Weiterhin erzielten Frauen aktuell weniger als 35 Prozent des globalen Einkommens. Dieser Wert sei seit 1990 nur um vier Prozent angestiegen.

"Bescheidene und progressive" Besteuerung ab einer Million Dollar

"Nach mehr als 18 Monaten mit Covid-19 ist die Welt noch polarisierter", sagte der Ko-Direktor des World Inequality Lab in Paris, Lucas Chancel. Während das Vermögen der Milliardäre um mehr als 3,6 Billionen Euro gewachsen sei, seien weitere hundert Millionen Menschen weltweit in die extreme Armut abgerutscht.

Die zehn reichsten Menschen der Welt werden vom Magazin "Forbes" aufgelistet und verfügen jeweils über mehr als 100 Milliarden Dollar. An der Spitze steht Tesla-Chef Elon Musk mit 265 Milliarden Dollar.

Nach Ansicht der Forscher kann die immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich nur durch eine "bescheidene und progressive" Besteuerung ab einer Million Dollar umgekehrt werden. Als weiteres Argument für eine zusätzliche Besteuerung der Reichen und Superreichen führen die Experten den ohnehin steigenden Bedarf der Staaten an, ihre Ausgaben zu finanzieren.

Die Autoren des 228-Seiten-Berichts fordern zudem ein internationales Finanz-Register, um der Steuerflucht zu begegnen. Sie schlagen vor, mit Hilfe einer "exit tax" Steuerpflichtige im Auge zu behalten, die wegen geänderter Steuerregeln in ihrem Heimatstaat in einen anderen Staat übersiedeln. (AFP, KNA)

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