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„More Amore“ (mehr Liebe) könnte allgemein – nicht nur in Bautzen – nicht schaden.

© AFP/Jens Schlueter

CSD und Gegendemo in Bautzen: Pride im „queeren Hinterland“ mit aggressiven Rechtsextremen

Die Polizei war mit vielen Kräften vor Ort: Der CSD am Sonntag in Bautzen sollte ungestört verlaufen. Im vergangenen Jahr hatten hunderte Rechtsextreme die Veranstaltung in ihrem Ablauf behindert.

Stand:

Im sächsischen Bautzen haben sich am Sonntag mehrere tausend Menschen an einer bunten Parade zum Christopher Street Day (CSD) beteiligt. Aufgerufen zum Pride nach Bautzen zu kommen, hatten neben den Veranstaltern auch die Band Kraftklub aus Chemnitz, die schon beim CSD Ende Mai im brandenburgischen Rheinsberg ein Konzert gegeben hatte.

Stärkung der Community im ländlichen Raum

„Wir hoffen, dass alles gut über die Bühne gehen kann. Ich freue mich, dass ganz viele Menschen hier sind“, sagte CSD-Mitorganisator Jonas Löschau dem MDR. Man gehe gemeinsam für das Leben im ländlichen Raum auf die Straße, sagte Löschau. Ebenfalls zu den Teilnehmenden gehörten die „Omas gegen Rechts“, unter anderem aus Leipzig. Der dritte CSD in der Kleinstadt östlich von Dresden stand unter dem Motto „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Auch in Bautzen!“ Die Polizei sprach von rund 3000 Menschen beim CSD.

Neben der eigentlichen Demo gab es noch eine Abschirmdemo mit dem Namen „Queeres Hinterland“, die den CSD-Umzug schützen sollte. Die einigen hundert Teilnehmer dieser Demonstration liefen zwischen dem eigentlichen CSD und den rechtsextremen Gegendemonstranten. Dadurch kam es für letztere immer wieder zu einem stockenden Verlauf ihres Aufmarsches. Später schloss sich die Teilnehmenden der Abschirmdemo dem CSD an.

Diese Tage geben uns das Gefühl: Wir sind nicht allein.

Felix Kummer, Sänger von Kraftklub aus Chemnitz am Sonntag beim CSD in Bautzen.

An der rechtsextremen Gegendemonstration nahmen nach Polizeiangeben 400 Menschen teil. Auf Bildern aus Bautzen, die auf den Plattformen „X“ und „Instagram“ zu sehen waren, sind unter anderem Mitglieder der NPD-Jugendorganisation „JN“ mit dem Plakat „Unsere Stadt bleibt herero“ zu sehen.

Aufrufe zur Gewalt aus der rechtsextremen Demo

Aus den rechtsextremen Gruppen wurden immer wieder Aufrufe zur Gewalt skandiert. Beobachter berichteten von einer aggressiven Stimmung, die sich auch in den Dokumentationen verschiedener Plattformen zeigt. Vereinzelt kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei.

Felix Kummer, Sänger von Kraftklub, feierte auf der Bühne des CSD zwischen den Songs das Gemeinschaftsgefühl an solchen Tagen. Er erinnerte daran, dass es nach den rechtsextremen Ausschreitungen 2018 in Chemnitz dort unter dem Hashtag „wirsindmehr“ ein Solidaritätskonzert gegeben habe. „Diese Tage geben uns das Gefühl: Wir sind nicht allein“, sagte Kummer. Auch der CSD in Bautzen sei ein solcher Tag – ein Tag der Solidarität.

Felix Kummer, Sänger von Kraftklub, auf der CSD-Bühne in Bautzen.

© AFP/Jens Schlueter

Der Landkreis Bautzen hatte als zuständige Versammlungsbehörde vorab das Versammlungsrecht per Allgemeinverfügung beschränkt. Verboten wurde unter anderem einheitliche schwarze Kleidung, die den Eindruck von Gewaltbereitschaft vermitteln oder eine einschüchternde Wirkung haben könnte. Auch Marschieren im Gleichschritt oder das Schlagen von Trommeln im Marschtakt wurden untersagt. 

„Mann und Frau sind das Fundament des Lebens“ wissen diese Bannerträger aus der Gegendemonstration.

© REUTERS/Christian Mang

Im August 2024 hatte es beim CSD in Bautzen so massive rechtsextreme Proteste gegeben, dass anscheinend auch die Polizei davon überrascht wurde. Sie konnte teilweise die Sicherheit der CSD-Teilnehmer vor den Aggressionen der Rechtsextremen nicht gewährleisten. Auch deshalb hatten die Veranstalter damals die Abschlussveranstaltung am Abend aus Sicherheitsbedenken abgesagt.

Auch in diesem Jahr hatten sich Polizei und Versammlungsbehörde auf eine konfrontative Lage eingestellt. Seit die CSDs – vor allem im Osten und im ländlichen Raum – verstärkt von Rechtsextremen attackiert und zur Zielscheibe ihres Hasses werden, muss die Polizei mit mehr Kräften bei den Prides antreten. Das war früher kaum nötig. Am Sonntag war der sächsische Innenminister Armin Schuster (CDU) vor Ort in Bautzen.

Der Christopher Street Day erinnert an den Widerstand von transgeschlechtlichen und homosexuellen Menschen. Im Jahr 1969 protestierten sie gegen staatliche Willkürmaßnahmen in der Christopher Street in New York. (mit epd)

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