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Altbundespräsident Joachim Gauck ist 2024 bei einer Veranstaltung zu sehen.

© dpa/Frank Molter

„Das sage ich quasi unter Tränen“: Gauck geht Israel wegen Kriegsführung in Gaza hart an

Es ist dem Altbundespräsidenten anzumerken, dass er leidet, als er in der Sendung „Markus Lanz“ Israels Kriegsführung im Gazastreifen verurteilt. Denn eigentlich ist Gauck ein Freund des Landes.

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Scharfe Worte des Altbundespräsidenten: Joachim Gauck hat die Kriegsführung Israels im Gazastreifen als völlig unverhältnismäßig kritisiert „Es ist für mich ein unverantwortliches Handeln. Und es ist für mich deshalb unverantwortlich, weil es nicht verhältnismäßig ist“, sagte er in der Sendung „Markus Lanz“ im ZDF. „Weil zu viel Leid über zu viele Unschuldige gebracht wird, um Schuldige zu bestrafen.“ Gauck weiter: „Es ist für mich kein Genozid, aber es ist für mich ein unverantwortliches Handeln.“

Der Bundespräsident a.D. sagte: „Ich bin im Krieg geboren und als mein politisches Denken begann, habe ich das Leid der eigenen Familie weniger betrachtet als das Leid, was deutsche Menschen anderen zugefügt haben.“ Damit sprach Gauck „diese Menschheitskatastrophe des Holocaust“ an.

Gauck attackiert Israels Premier Netanjahu scharf

„Da ist etwas wie eine unverbrüchliche Verbindung gewachsen zu den Nachkommen der ehemaligen Opfer unseres Landes. Deshalb bin ich im Grunde ein früh erwachter Philosemit“, sagte der 85-Jährige in dem Gespräch.

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Gauck, der einzige Gast der Sendung, betonte, er verspüre seit jeher eine innere Nähe, Hingezogenheit und Bewunderung für Israel, „die wird nie aus meinem Herzen weichen“. Deshalb sei er „so völlig entsetzt“ darüber, was die israelische Regierung, Regierungschef Benjamin Netanjahu und seine „wirklich schrecklichen Parteiverbündeten“ täten.

Israel habe alles Recht gehabt, sich gegen den barbarischen Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 zu verteidigen, sagte Gauck. Das hätten sie tun müssen, um ihrem Volk zu zeigen, dass sie es nicht schutzlos zurückließen. Doch dann gebe es eine Grenze, an der für ihn und viele seiner israelfreundlichen Weggefährten klar sei: So könne es nicht weitergehen.

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„Ich stehe nach wie vor dazu, dass Deutschland das letzte Land sein sollte, was die Solidarität mit Israel verlässt, das letzte. Aber das heißt nicht, dass wir zu allem zu schweigen hätten.“ Mit dieser Kritik stehe Deutschland an der Seite „hochanständiger Menschen“ auf der ganzen Welt und auch in Israel selbst.

Gauck sprach von einer „Herzenssolidarität“, die ihn mit Israel verbinde. Er müsse seine Kritik an der israelischen Politik aus sich „herauspressen“, sagte er mit stockender Stimme. „Das sage ich quasi unter Tränen.“

Gauck sagte weiter, wenn ausgerechnet diejenigen, in die man so viel Hoffnung gesetzt habe, in der Westbank durch arrogante Siedlungspolitik auffielen, „so raumgreifend und arrogant gegenüber den palästinensischen Einwohnern (…) dann ist da nicht nur Zorn, sondern auch einfach eine tiefe Traurigkeit in einem.“

Dennoch betonte er: „Wenn du eine Herzensfreundschaft hast, wirst du deinem Herzensfreund manchmal auch Widerspruch zumuten.“ (lem)

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