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Stapellauf. Bundeskanzler Olaf Scholz(M.), Brandenburgs Minusterpräsident Dietmar Woidke (l.) and Elon Musk (r.) bei der Eröffnung der neuen Tesla-Fabrik in Grünheide.

© via REUTERS

Start in Grünheide: Das Smartphone auf Rädern rollt los

Tesla bringt nicht nur die Konkurrenz auf Trab. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Henrik Mortsiefer

Tesla ist da. In Grünheide werden seit Dienstag Elektroautos ausgeliefert. Elon Musk hat Lob und Dank des Bundeskanzlers entgegen genommen, nur 30 Monate nach der Ankündigung kann die Gigafactory brummen.

In der deutschen Autoindustrie sind die Zweifel, dass es Tesla ernst meint, verstummt. Aus arroganten Witzen über den kalifornischen Spinner ist längst Respekt für den schnellen, innovativen Wettbewerber geworden. VW-Chef Herbert Diess trägt offen seine Bewunderung zur Schau.

Dabei schwingt auch ein wenig Neid mit. So viel BMW, Mercedes und Volkswagen auf ihren guten Namen und die 150-jährige Tradition des Autobaus in Deutschland geben, so sehr lastet all dies auf ihrem Geschäftsmodell. Anders als Tesla bringen die Konzerne große Belegschaften, hunderte Werke, träge Verwaltungen und politische Verpflichtungen mit. Tesla, vor nicht einmal 20 Jahren gegründet, ist da beweglicher, jünger, fixer – anders eben.

Das reicht vom Style des Chefs, der T-Shirt und Lederjacke in der Branche salonfähig gemacht hat, bis zu seinen wirklich großen Assets. Vorsprung durch Technik, diesen alten Audi-Slogan, kann sich Tesla zu eigen machen. Denn der US-Hersteller ist schon das, was die deutschen Autobauer noch werden wollen: ein Tech-Konzern.

Hohe Risiken

Chips, Batteriezellen, Software, Daten. Für ihre Entwicklung hat Tesla seit 2003 viel Geld ausgegeben und hohe Risiken in Kauf genommen. Um diese Kerne herum werden die Elektroautos gebaut. Blech, Ausstattung und Design sind nur die Hülle für den rollenden Computer oder das „Smartphone auf Rädern” – jetzt auch „Made in Germany”.

Erkannt haben auch BMW, Mercedes und Volkswagen, dass Chips, Zellen, Software und Daten den Unterschied machen werden. Aber gemessen an Tesla hat die Erkenntnis bis heute nur wenig Fahrbares auf die Straße gebracht. Die Börse als Indikator für Kommendes hat das längst bewertet: Tesla ist der mit Abstand wertvollste Autokonzern weltweit, Elon Musk einer der reichsten Männer der Welt.

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Teslas Eigenart und Erfolg müssen sich nun messen lassen an den Bedingungen des Standorts Deutschland. Schon jetzt ist klar: Politische Korrektheit wird man von Elon Musk nicht erwarten können. Im Gegenteil.

Kryptisch, crazy oder krawallig waren bislang fast alle Debattenbeiträge, die der 50-Jährige – meist via Twitter – zum Besten gegeben hat. Sein Verständnis von Unternehmenskultur und Mitbestimmung ist mindestens fragwürdig. Und dass Elon Musk Journalisten lästig findet, ist bestenfalls unklug. Man muss ihn nicht mögen. Aber auf weitere Überraschungen sollten sich die Erfinder des Autos jedenfalls gefasst machen.

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