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Bundestagsvize Wolfgang Kubicki spricht sich gegen eine Parlamentspoetin aus.

© dpa/photothek

Debatte um Parlamentspoetin: Wolfgang Kubicki stellt sich gegen „elitäres Projekt“

Braucht der Bundestag eine eigene Parlamentspoetin? Die grüne Vizepräsidentin Göring-Eckardt ist begeistert von der Idee, ihr liberaler Kollege Kubicki dagegen.

Von Hans Monath

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) hat sich gegen den Vorschlag seiner Kollegin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) gewandt, im Bundestag die Stelle einer Parlamentspoetin oder eines Parlamentspoeten zu schaffen. „Ich kann dem Vorschlag nicht viel abgewinnen“, sagte Kubicki dem Tagesspiegel. Er sehe vor allem, „dass hinter dieser Idee ein großes Missverständnis künstlerischer Tätigkeit steckt“, meinte der FDP-Politiker.

Kubicki sagte weiter: „Künstler sollen eigentlich Stachel im Fleisch der Herrschenden sein, nicht deren Angestellte. Besser wäre es eher, allen Künstlern, die durch die Pandemie schwer getroffen wurden, die Möglichkeit der freien Betätigung zu geben, statt ein solches elitäres Projekt zu implementieren."

US-Dichterin Amanda Gorman als Vorbild

Die Autorinnen und Autoren Mithu Sanyal, Dmitrij Kapitelman und Simone Buchholz hatten kürzlich in einem Artikel in der „Süddeutschen Zeitung“ für die Idee einer Parlamentspoetin geworben. Unter anderem hatten sie auf das Beispiel der US-amerikanischen Poetin Amanda Gorman verwiesen, die bei der Amtseinführung von US-Präsident Joe Biden ihr Gedicht „The Hill We Climb“ vorgetragen hatte, das weltweit Aufmerksamkeit fand. Um „die Politik poetischer und die Poesie politischer“ zu machen, brauche Deutschland „eine Parlamentspoetin“, argumentierten sie.

Ihr Gedicht zur Amtseinführung von Präsident Joe Biden begeisterte viele Menschen: US-Poetin Amanda Gorman.
Ihr Gedicht zur Amtseinführung von Präsident Joe Biden begeisterte viele Menschen: US-Poetin Amanda Gorman.

© Kevin Lamarque/REUTERS

Göring-Eckardt sagte dem Tagesspiegel: „Es ist ein toller Vorschlag, den wir als Parlament unbedingt weiterverfolgen sollten. Ich unterstütze es, einen neuen diskursiven Raum zwischen Parlament und lebendiger Sprache zu öffnen. Poesie kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten“. Eine starke Kultur und ein wertschätzender Umgang mit unserer Sprache seien „essentiell für jede offene Gesellschaft“.

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Als nächsten Schritt wolle sie die Idee in das Präsidium des Deutschen Bundestags tragen und anregen diesen Impuls aufzunehmen. Die Grünen-Politikerin kündigte an: „In den kommenden Wochen werde ich auch öffentlich weiter für diesen klugen Vorschlag im Sinne von Freiheit und Demokratie werben."

Andere Mitglieder des Bundestagspräsidiums sagten dem Tagesspiegel auf Anfrage, sie hätten sich zu dem Thema noch keine Meinung gebildet.  

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