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Bereit zur Aussage: Alexander Vindman am Dienstag bei seinem Eintreffen am Kapitol.

© imago images/UPI Photo

Ukraine-Affäre: Der Held als Verräter

In der Ukraine-Affäre um US-Präsident Donald Trump wollen die Republikaner die Glaubwürdigkeit von Zeugen erschüttern - das ist verheerend. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Juliane Schäuble

Amerikas Umgang mit seinen Helden ist immer etwas ganz Besonderes. Vor allem mit denen, die für ihr Land ihr Leben riskieren. Auf offener Straße hören Soldaten nicht selten ein respektvolles: „Thank you for your service“, einen Dank für den Dienst am Vaterland. Doch in diesen Tagen nimmt der Umgang mit Helden in den USA kuriose Züge an. Gefeiert wird ein Armeehund, der den Terroristenanführer Abu Bakr al Bagdadi in den Tod jagte. Gleichzeitig wird einem hochdekorierten Veteran des Irak-Krieges die Loyalität zu seinem Land abgesprochen – weil er, der im Ausland geboren wurde, nicht schweigen wollte, als er etwas mitanhörte, was ihn um die nationale Sicherheit seiner neuen Heimat fürchten ließ.

Der als Dreijähriger aus der Ukraine geflüchtete Alexander Vindman hat den USA viel zu verdanken, immerhin hat er es hier bis in den Nationalen Sicherheitsrat des Weißen Hauses geschafft. Aber das Land hat auch ihm zu danken, nicht nur für seinen bereits 20-jährigen Militärdienst. Sondern auch dafür, dass er seinen Patriotismus über seine Karriere stellt.

Er muss um seine Karriere fürchten

Denn um seine Karriere muss der Ukraine-Experte nun fürchten, nachdem er dem US-Kongress von seinen Sorgen wegen des Telefonats berichtet hat, in dem US-Präsident Donald Trump seinen ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj zu Ermittlungen gegen seinen politischen Rivalen Joe Biden aufforderte. Der Oberstleutnant der US-Armee hat seinen Oberbefehlshaber belastet – mit vollem Namen, nicht anonym, wie es der Geheimdienstmitarbeiter getan hat, durch dessen Beschwerde die Ukraine-Affäre ihren Anfang nahm. Aus seiner Sicht hat Vindman damit einmal mehr nur seine Pflicht erfüllt. Er hat einen Vorgang gemeldet, den er bedenkenswert fand – um sein Land zu beschützen. Die Gegenseite hätte nun die Chance, diese Sorgen zu zerstreuen.

Doch das ist nicht im Interesse der Republikaner. Für sie ist der hochdekorierte Militäroffizier ein Problem, das bekämpft werden muss – dafür greifen sie seinen Charakter an. So nennt der Präsident ihn einen „Never Trumper“, einen Republikaner, der gegen ihn sei. Rechte Medien deuten an, er, der einstige jüdische Immigrant, spioniere womöglich für sein Geburtsland, die Ukraine. Diese Attacken gingen zwar auch manchen Konservativen im Kongress zu weit: Mehrfach wurde gemahnt, dem Zeugen mit Respekt zu begegnen.

Aber das Bild, das bleibt, ist verheerend. Ein Hund wird in Trumps Amerika mehr gefeiert als ein tapferer Soldat, der Unbequemes anspricht. Für Donald Trump ist er damit ein illoyaler Verräter. Dabei hat Alexander Vindman, immer noch aktiver Militärangehöriger und Mitarbeiter im Weißen Haus, ganz klar gemacht, wo seine Loyalitäten liegen: bei seinem Land.

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