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Politik: Der Letzte macht das Licht aus

Alle reden vom Klima. Die Politik fordert von den Bürgern mehr Einsatz. Was tun Prominente? Eine kleine Umfrage

Jutta Limbach, Präsidentin des Goethe-Instituts: „Wir Limbachs, mein Mann und ich, haben seit 43 Jahren kein Auto – solange unsere Ehe besteht. In den Städten, in denen wir uns aufhalten, benutzen wir aus Prinzip die öffentlichen Verkehrsmittel. Zu Hause in Bonn, aber auch in unseren Wohnungen in München und Berlin haben wir keine Gefriertruhe, sondern nur einen ordinären Kühlschrank. Wir essen immer frisch. Und seit Jahrzehnten benutze ich keine Sprays, weder für die Haare noch für die Schuhe. Worüber wir in den vergangenen Wochen diskutiert haben, ist, die Stand-by-Geräte wirklich immer auszuschalten.“

Dr. Motte , DJ und Loveparade-Erfinder: „Wenn ich einkaufen gehe, nehme ich immer eine Tasche von zu Hause mit. Dann brauche ich keine Plastiktüte. So produziere ich weniger Müll und schone die Ressourcen. Außerdem appelliere ich an die Leute, mehr zu kuscheln – dann könnte man die Heizung herunterdrehen.“

Sarah Wiener , Star-Köchin: „Ich habe kein Auto und fahre oft mit der Bahn oder gehe zu Fuß. Außerdem koche ich mit den für die einzelnen Herdplatten passenden Töpfen und mit Deckel, das spart 30 Prozent Strom. Sowieso versuche ich, nur wenige elektrische Geräte zu benutzen.“

Sigmar Gabriel, Bundesumweltminister:

„Ich habe mein Haus vernünftig isoliert und wärmegedämmt – und zwar noch bevor es dafür staatliche Zuschüsse gab, weil sich das in der Heizkostenabrechnung auszahlt. Mein Fernseher ist leider ein Modell, wo sie auf den Ausschalter verzichtet haben. Also ziehe ich abends immer den Stecker aus der Dose.“

Gisela May , Schauspielerin: „Meinen Fernseher schalte ich immer am Apparat ab, damit er nicht auf Stand-by steht und unnötig Strom verbraucht. Außerdem lasse ich das Licht nicht unnötig brennen und benutze in einigen Räumen schon Energiesparlampen. Ich wünsche mir, dass in Deutschland die Klimaanlagen abgeschafft werden – das ist ein Blödsinn, der aus Amerika herübergeschwappt und bei uns völlig unnötig ist.“

Günter M. Ziegler , Professor an der Berliner TU, Leibnizpreisträger und Vorsitzender der Deutschen Mathematikervereinigung: „Ins Büro komme ich kohlendioxidfrei: Ich fahre die zwölf Minuten von Moabit zur Technischen Universität in Berlin mit dem Fahrrad. Was unser Auto, ein Ford Ka, verbraucht, weiß ich nicht. Den Wagen benutzt hauptsächlich mein Mann. Aber wir wollen bald einen neuen kaufen, da liebäugeln wir mit einem Polo Blue Motion. Ich fliege nicht gern, sondern fahre lieber Bahn. Da fühle ich mich weniger eingesperrt.“

Dirk Niebel, FDP-Generalsekretär: „Klimaschutz-Held ist man gern, wenn es sich auch lohnt. Da helfen die modernen Technologien. So habe ich bei unserem Haus-Ausbau die Ölheizung rausgeschmissen und sie durch eine neue Brennwerttechnik ersetzt. Weniger Energieaufwand haben wir jetzt auch dadurch, dass wir den Dachstuhl wärmegedämmt haben. Der Kamin wird mit Holz beheizt, das – wie der Fachmann sagt – emissionsneutral ist. Und dann sage ich meinen drei Jungs immer wieder, dass man das Licht ausschalten kann, wenn man es nicht braucht.“

Ole von Beust , Erster Bürgermeister von Hamburg: „Ich bin ehrlich gesagt privat kein Perfektionist im Umweltschutz. Aber ich trenne sauber meinen Müll, heize nur, wenn ich in der Wohnung bin und schalte meine Stand-by-Geräte aus. Sicherlich kann man immer mehr tun. Deshalb habe ich auch bei der Bestellung meines neuen Dienstwagens darauf geachtet, dass die Ökobilanz erheblich besser als bei meinem alten Fahrzeug ist.“

Katharina Thalbach , Schauspielerin: „Ich fahre einen ordinären Lupo. Der braucht fünf Liter Normal. Ich würde aber auch Kerzen benutzen und wieder in Pferdekutschen fahren, das fände ich romantisch. Mir wäre es aber am wichtigsten, dass alle Großen auch Kinder bekämen und dann auch an die denken würden. Die Verkäuflichkeit unseres Planeten muss endlich ein Ende haben.“

Heidi Hetzer , Rennfahrerin: „Ich vermeide es, mit dem Auto unnütze Wege zu fahren. Ins KaDeWe fahre ich mit der U-Bahn. Außerdem stelle ich die Heizung auf Stufe eins, wenn ich nicht zu Hause bin. Und ich wünsche mir, dass es keine Billigflieger mehr gibt – wer die Umwelt verdreckt, soll dafür zahlen.“

Dieter Hoeneß , Manager Hertha BSC: „Wir wollen uns als Verein nicht für bestimmte politische Maßnahmen starkmachen. Wichtig ist doch, dass das Bewusstsein zugenommen hat. Man sollte nicht dogmatisch sein. Es geht nicht darum, dass die Leute weniger fliegen, sondern dass Fliegen umweltverträglicher wird.“

Udo Walz , Promi-Friseur: „Ich verwende schon seit vielen Jahren keine Haarsprays mit giftigen Treibgasen mehr, sondern setze auf Pumphaarsprays. Die sind umweltschonender. Außerdem habe ich noch nie ein Auto besessen und werde mir auch keines mehr kaufen.“

Ali Kizilkaya , Chef des Islamrats: „Vom Kühlschrank bis zur Waschmaschine benutze ich nur energiesparende Geräte. Ich habe Energiesparlampen und fahre oft mit der Bahn. Das sind zwar nur kleine Sachen, aber wenn jeder Mensch einen solchen Beitrag leistet, geht es dem Klima schon besser.“

Reinhard Bütikofer , Grünen-Chef: „Politisch kämpfe ich gegen die Atomlobby und neue Kohlekraftwerke, für einen wirksamen Emissionshandel, Kerosinbesteuerung, Tempolimit, insgesamt für Energieeffizienz und solare Zukunft. Als Verbraucher nutze ich Ökostrom und Energiesparlampen, habe privat kein Auto, fahre Zug, setze auf Bio-Lebensmittel aus der Region und zahle, wenn ich fliege, über Atmosfair einen Klima-Ausgleich.“

Klaus Staeck, Grafiker, Präsident der Akademie der Künste: „Ich habe 52 Plakate zum Umweltschutz gestaltet, seit 1971. Wenn wir am 20. März unsere Veranstaltung ,Alle reden vom Klima. Aber wer handelt?‘ machen, würde ich die Plakate gerne auf dem Boden auslegen. Weil sich unser Warnen mit dem UN-Bericht buchstäblich erledigt hat, kann jeder drüberlaufen. Andererseits: Ist die Welt zur Vernunft gekommen? Bis heute ist es uns nicht mal gelungen, die Aluminium-Manschetten am Bier abzuschaffen. Der Verstand sagt mir: Wir schaffen das nie. Aber ich höre nicht auf zu hoffen. In der Akademie belächeln mich alle, weil ich immer nur Zug fahre. Und abends laufe ich durch die Flure am Pariser Platz und mache persönlich das Licht aus.“

Zusammengetragen von Robert Birnbaum, Amory Burchard, Paul Janositz, Matthias Meisner, Ingrid Müller, Christiane Peitz, Sonja Pohlmann und Stefan Tillmann.

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