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Nach der Rede. Israels Präsident Reuven Rivlin (rechts) umarmt den deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier.

© John McDougall/AFP

Der Preis der Freundschaft: Hilfe für Israel ist deutsche Staatsräson – heute wurde klar, was das bedeutet

Israels Präsident Reuven Rivlin mahnt die Deutschen im Bundestag zur Verantwortung. Und zur Hilfe gegen die zahlreichen Bedrohungen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Wann je spricht ein israelischer Präsident im Bundestag? Und wann je hätte ein israelischer Präsident im deutschen Parlament für „Freundschaft und wahre Partnerschaft“ gedankt? Selten im ersten Fall, wohl nie im zweiten – bis jetzt. Reuven Rivlin sagt das aus Anlass des Holocaust-Gedenkens, genau 75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz. Wenn das nicht historisch ist.

Aber es ist eben darum auch eine Verpflichtung von historischem Ausmaß. Rivlin nimmt Deutschland in die Pflicht; es geht um mehr als Worte. Und seine Worte, so freundlich gesagt, sind schon stark: „Die ganze Welt richtet ihren Blick auf Deutschland. Deutschland darf hier nicht versagen.“

Verstärkt noch dadurch, dass der Präsident Israels, vormals Parlamentspräsident, vor den Abgeordneten auch der rechtspopulistischen AfD im Wissen um die „Macht der Rhetorik“ so spricht.

Anders ausgedrückt: Diese Bundesrepublik, wichtig geworden in allen weltumspannenden Themen, muss Seite an Seite mit dem Staat Israel an den Grundlagen für eine gute Zukunft arbeiten. Sie muss.

Sie muss die liberalen Werte verteidigen – und zwar als Vorbild für die Welt. Wenn diese Werte von Populismus bedroht werden, wenn Juden hierzulande nicht frei und nicht angstfrei leben können, dann nirgendwo.

Ein Angebot der Solidarität

So spricht Rivlin, und das ist nicht dahin gesagt, sondern eine Handlungsanleitung. Er hat an diesem Tag an die schwere Verantwortung auf den deutschen Schultern erinnert – und zugleich das grandiose Angebot der Solidarität unterbreitet, die Verantwortung mit den Deutschen zu tragen. Nein, das ist kein pathetischer Romantizismus, sondern besonders eines: logisch. Mögen diese Tage emotional sein – die Ratio regiert, und ganz bestimmt bei den Israelis, die sich keine verklärte Weltsicht leisten können.

Sie sind nicht von Freunden umgeben. Also: „Wenn Deutschland bei diesem Versuch scheitert, wird er überall in der Welt zum Scheitern verurteilt sein.“ Rivlin macht Verantwortung zur praktischen Aufgabe. Was bedeutet: Da kann in Zukunft noch einiges auf Deutschland zukommen.

Die Dinge beim Wort nehmen

Gerade nach der Rede des Bundespräsidenten wird dieses Land beim Wort genommen werden. Dem Geschenk, der „Gnade der Versöhnung“ gerecht zu werden und die Prüfung durch das Erstarken des Antisemitismus zu bestehen, erfordert: „Es ist an uns, die Erinnerung und die Verantwortung, die aus ihr erwächst, gegen jede Anfechtung zu verteidigen.“ Frank-Walter Steinmeier will „dafür einstehen“. Und er gibt damit sein Wort.

Wie Rivlin in diesem Zusammenhang im Bundestag auf den Iran zu sprechen kommt, dass er an die Worte der Machthaber dort erinnert, Israel vernichten zu wollen, ist mehr als ein Fingerzeig. Es ist die Ausformung aller Reden, dass Hilfe für Israel Staatsräson sei.

Wo Israel die Bedrohung nicht als theoretisch, sondern als existenziell ansieht, erwartet es jetzt aus der Geschichte heraus, seiner und der gemeinsamen, diese Hilfe. Existenzielle Hilfe. Hilfe eines wahren Partners. Das kann der Preis der Freundschaft werden. Schneller als gedacht.

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