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SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz könnte mit einem Reformprogramm der Kanzlerin das Leben schwer machen.

© Swen Pförtner/dpa

Casdorffs Agenda: Der Schulz-Hype

Der neue SPD-Chef könnte, wenn er alles richtig macht, für Kanzlerin Angela Merkel eine ernstzunehmende Gefahr werden.

In nicht einmal drei Tagen der vergangenen Woche sind 3195 Menschen in die SPD eingetreten, online. Das ist der Schulz-Effekt. Und er hält an, denn inzwischen sind wieder drei Tage vergangen, und die Zahlen steigen weiter. 4000, 5000... Nur ein Hype, weil da einer ist, den sie halb spöttisch, halb bewundernd Sankt Martin nennen?

Nicht wenn der es versteht, den Mantel der Geschichte zu ergreifen – und ihn zu teilen. Zunächst mit der Partei. Er braucht sie wie sie ihn. Schulz braucht die Ministerpräsidenten und seine Stellvertreter im SPD-Vorsitz, sonst geht es in die Opposition.

Abwenden ließe sich das mit einem Programm, das zur Partei und zum Kanzlerkandidaten passt. Als da wäre: eine machbare Erbschaftssteuer, eine höhere Steuer für Superreiche, eine Bürgerversicherung und mehr Geld für Bildung. Teilen generiert Teilhabe. Wenn also ein kraftvoll vertretenes Reformprogramm für Gerechtigkeit in der Gesellschaft dazu kommt, dann wird es schwierig für Angela Merkel. Wo sie doch Physik studiert hat: Kraft mal Weg durch Zeit ist Leistung. Die Kanzlerin muss mit allem rechnen. Schulz auf seinem Weg darf nur niemand dazwischenfunken. Gut, dass die SPD die Millionenabfindung und Riesenrente für eine Sozialdemokratin bei VW nicht klaglos hinnimmt. Alles andere würde den Nimbus des Kandidaten schwinden lassen. In wenigen Tagen.

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