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Starke Sprüche sind gefährlich - CDU-Vorsitzkandidat Friedrich Merz

© Rolf Vennenbernd / dpa

Der US-Präsident und die CDU-Vorsitzkandidaten: Mit Trump käme Merz jetzt nicht mehr klar

"Wir kämen schon klar", hat Friedrich Merz gesagt, als er noch auf eine zweite Amtszeit Donald Trumps setzte. Der vorlaute Satz hängt ihm nach.

Von Robert Birnbaum

Der Wahlabend in Amerika war noch kaum vorbei, da ließ sich Friedrich Merz zu einem kessen Spruch hinreißen.

Ob er als deutscher Kanzler mit einer zweiten Amtszeit Donald Trumps zurecht käme, wollte ein „Bild“-Journalist vom Kandidaten für den CDU-Vorsitz wissen. „Ich weiß, wie die Amerikaner ticken“, gab Merz zurück. „Wir kämen schon klar.“

Der Satz stach schräg aus den vorsichtig-skeptischen Reaktionen der übrigen deutschen Politik und selbst aus dem sonstigen Ton des Interviews hervor. Aber Merz tippte zu dem Zeitpunkt auf Trump, und außerdem lockte ihn erkennbar die Gelegenheit, sich als einen darzustellen, der mit dem Amerikaner mit „Selbstbewusstsein“ und „aus einer Position der Stärke“ heraus schon auf kumpeliger Augenhöhe umgehen würde..

Seine Konkurrenten kritisierten die Teufelskerl-Pose damals schon. „Ich finde: Jeder sollte sich zurückhalten, mit wem er klarkommt“, rügte Armin Laschet – erst recht, wenn die Stimmen noch gar nicht ausgezählt seien.

Norbert Röttgen zeigte sich „überrascht“, wieso sich der Mitbewerber „ohne Not“ so schnell positioniert habe, und und spottete gallig: „Ich hätte Friedrich Merz diese Aussage von mir aus nicht unterstellt.“

Die Unterschiede in der Sache sind nicht groß

Dabei liegen alle drei potenziellen CDU-Chefs - und womöglichen nächsten Kanzler - in der Sache gar nicht weit auseinander und in der Mitte ihrer Partei.

Trump stieß nach seinem ersten Sieg zwar beim rechten Flügel der Union auf Zuspruch nach dem Motto, da könne man sehen, was herauskomme, wenn konservative Positionen vernachlässigt würden. Aber das war bei den meisten taktisch motiviert als Absetzbewegung von Angela Merkel. Wie viel echte Bewunderung für den scheinbar starken wilden Mann im Weißen Haus beim einen oder anderen mitspielte - schwer zu sagen. Dass sich Unionspolitiker umgekehrt mit offener Verachtung immer schwerer taten als Sozialdemokraten, Grüne oder gar Linke, hatte nicht mit Sympathie für Trump zu tun, sondern spiegelte den zunehmend verzweifelten Versuch, die Freundschaft über den Atlantik irgendwie zu bewahren..

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Die Junge Union inszenierte die taktische Variante immerhin noch 2018, als sie Trumps Berliner Botschafter Richard Grenell zum Deutschlandtag nach Kiel einlud. Da lag Angela Merkels berühmte Bierzelt-Rede schon ein Jahr zurück, in der sie nach einem Treffen mit Trump verkündete, auf diese USA könne sich Europa nicht mehr verlassen.

Begrüßt wurde der Undiplomat allerdings von der Unionsjugend, angeführt von Paul Ziemiak, schon mit Musik von Altrocker Bruce Springsteen – definitiv kein Trump-Freund. Auch Jens Spahn zeigte sich gern mit Grenell, wobei etwas unklar war, ob das mehr eine Demonstration unter Konservativen sein sollte oder eher eine unter zwei offen schwulen Konservativen.

"Deutscher Donald Trump" findet sogar Laschet falsch

Die drei heutigen Kandidaten folgten in Sache Trump dem Mainstream. So wie viele Außenpolitiker hofften Merz, damals Chef der Vereinigung „Atlantikbrücke“, und Röttgen anfangs darauf, dass Trumps übler Wahlkampf nur Mittel zum Zweck gewesen sein könnte. Merz eine Nähe zu dem Rabauken in Washington zu unterstellen, ginge viel zu weit, selbst angesichts von Sprüchen wie dem über einen schwulen Kanzler: "... solange sich das im Rahmen der Gesetze bewegt und solange es nicht Kinder betrifft". Als das US-Magazin „Politico“ den Sauerländer neulich wegen solcher Positionen als den „deutschen Donald Trump“ skizzierte, nahm ihn Laschet in Schutz.

Aber der Teufelskerl-Satz droht ihm nach dem Sturm aufs Kapitol zum zweiten Mal auf die Füße zu fallen. Laschet begnügte sich damit, den Hauptverantwortlichen indirekt anzuprangern: „Wer mit Sprache Populismus und Polarisierung sät, erntet Hass und Gewalt.“ Röttgen wurde deutlicher: „Diese Gewalt ist die Frucht der anti-demokratischen Spaltung und Hetze von Trump gegen die Institutionen der Demokratie.“

Die knalligste Formulierung kam wieder von Merz. „Donald Trump ist offenkundig kein Demokrat“, twitterte er. Mit solchen, das ist klar, ist nicht klar zu kommen.

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