zum Hauptinhalt
Ein Panzer in Deutschland.

© IMAGO/Joeran Steinsiek

Deutschland als marodes Drehkreuz für Nato: Geheimer Bundeswehr-Plan befasst sich offenbar mit möglichem Krieg gegen Russland

Einem US-Bericht zufolge soll die Bundeswehr 2023 einen Einsatzplan für den Ernstfall erarbeitet haben. Dieser zeigt offenbar, wie verwundbar Deutschland wegen seiner maroden Infrastruktur wäre.

Stand:

Hochrangige deutsche Offiziere haben offenbar einen bisher geheimen Einsatzplan für einen möglichen Krieg mit Russland erarbeitet. Das rund 1200 Seiten starke Dokument beschreibt laut einem Bericht des „Wall Street Journal“ detailliert, wie bis zu 800.000 Soldaten aus Deutschland, den USA und anderen Nato‑Staaten im Ernstfall Richtung Osteuropa verlegt würden.

Experten sagten der US-Zeitung, wegen der geografischen Lage müssten Nato-Truppen zwingend Deutschland durchqueren. Die Bundesrepublik wäre demnach logistisches Drehkreuz, nicht Frontstaat.

Deshalb, so heißt es, befasse sich der Plan damit, welche Häfen, Flüsse, Straßen und Bahnlinien die Truppen nutzen könnten und wie sie dabei gesichert und versorgt werden müssten.

Der Plan soll vor zweieinhalb Jahren in der Julius-Leber-Kaserne in Berlin entwickelt worden sein und verzahnt den Angaben zufolge zivile und militärische Bereiche.

Das Problem ist nur: Deutschlands Infrastruktur ist marode, die Bundeswehr schrumpft und die Gesetzgebung ist vielfach nicht für einen Kriegsfall gewappnet, vor allem bei der Drohnenabwehr. Hinzu kommen langsame Beschaffungsprozesse.

Übungen hätten in den vergangenen Monaten immer wieder Schwachstellen offengelegt – etwa Verkehrsprobleme, fehlende Ausrüstung und rechtliche Hindernisse. Selbst logistisch gut geplante Militärkonvois seien an zu großen Fahrzeugabständen, zivilen Störungen oder fehlenden Behördenmitteln gescheitert. Auch bei der Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Polizeibehörden habe es Probleme gegeben.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Ein besonderes Risiko seien Sabotageakte, die schon heute zunehmen. Zwischenfälle wie wiederholte Beschädigungen von wichtigen Bahnstrecken oder Angriffe auf Kabel zeigten, wie verwundbar Deutschlands Verkehrs‑ und Hafeninfrastruktur sei.

Viele Bahnstrecken oder Straßen seien veraltet, zu schmal gebaut oder nur über eine einzige Route angebunden. So könnten im Ernstfall wichtige Munitions- und Versorgungsrouten blockiert werden.

Damit Nato-Truppen sich effizient durch Deutschland bewegen könnten, sollen Milliarden in die Infrastruktur investiert und dabei auch zivile Akteure eingebunden werden.

Sicherheitsbehörden befürchten Angriff

Die Weichen dafür hat die Bundesregierung mit dem 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für die Infrastruktur und dem Bundestagsbeschluss zur Ausnahme der Schuldenbremse bei Verteidigungsausgaben im Frühjahr bereits gelegt.

Doch die Zeit drängt: Deutsche Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass Russland spätestens 2029 zu einem Angriff auf die Nato bereit sein könnte. Regelmäßige Spionagefälle, Sabotage und Luftraumverletzungen, die westliche Nachrichtendienste Moskau zuschreiben, nähren jedoch die Sorge, dass es schon früher dazu kommen könnte.

Auch ein möglicher Waffenstillstand in der Ukraine könnte Russlands Ausgangsposition verbessern, weil Moskau dann deutlich mehr Soldaten und Ressourcen zur Verfügung hätte.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) oder Verteidigungsminister Boris Pistorius betonten bereits mehrfach, dass Deutschland sich nicht noch nicht im Krieg, aber auch nicht mehr im Frieden befinde.

Die zentrale Hoffnung der Planer lautet dem „Wall Street Journal“ zufolge deshalb: Deutschland müsse seine Widerstandsfähigkeit sichtbar stärken und so vor einem Angriff abschrecken. Dieses Leitmotiv predigen Spitzenpolitiker seit vielen Monaten immer wieder. (Tsp)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })