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Ein Bild aus besseren Zeiten. Linda Teuteberg, FDP-Generalsekretärin, und Christian Lindner, Fraktionsvorsitzender und Parteivorsitzender der FDP.

© Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/

Christian Lindner und die Führungsfrage: Die Art des Rauswurfs von Linda Teuteberg ist zerstörerisch für die FDP

Der Umgang mit Noch-Generalsekretärin Linda Teuteberg entspricht nicht dem Leitbild, das sich die Liberalen selbst gegeben haben. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Warum muss Linda Teuteberg gehen? Seit April 2019 ist sie Generalsekretärin der FDP, gewählt mit 93 Prozent, im September soll Schluss sein. Weil der große Vorsitzende, der von Partei und Bundestagsfraktion, Christian Lindner, es so will. Das soll reichen.

Lindner hat das Recht auf einen Generalsekretär seiner Wahl. Teuteberg war seine Wahl, ist es aber nicht mehr. Und wie es so ist, wenn die Vorderen nicht mehr harmonieren, kommen dann Gerüchte über Unzufriedenheiten auf. Im Fall Teuteberg aus dem Umfeld des Vorsitzenden, wie es hieß – was das Umfeld sofort dementierte, aber auch das gehört zum Geschäft.

Nun kann man 39-jährigen Teuteberg vorhalten, sie sei übervorsichtig und so lange um Differenzierung bemüht, dass es in Unkenntlichkeit münde. Doch das ließe sich, bei gutem Willen auf der anderen Seite, ja beheben: im Gespräch. Diesen guten Willen gab es nicht.

Stattdessen: Christian Lindner und die Führungsfrage. Wehe, eine oder einer stellt den Chef auch nur ansatzweise infrage. Altvordere sind nahezu entsetzt von seiner Art, wie er Politik betreibt. An Teuteberg hat ihm wohl schon nicht gepasst, dass sie seinen Satz, Klimaschutz sei am Ende eine „Sache für Profis“, nicht gut fand. Lindner ist nachtragend. Was sein Umfeld natürlich bestreiten wird.

Mit dem Leitbild von 2013 ist der Stil nicht zu vereinbaren

So wie die Trennung jetzt läuft, hat das länger wirkende Folgen. Womöglich sogar zerstörerische. Immerhin gibt es ein Leitbild, verabschiedet nach dem Rauswurf aus dem Bundestag 2013, das Freidemokraten davon abhalten soll, einander den Dolch in den Rücken zu rammen. Wie eine Karikatur zeigt, mit der es damals verschickt wurde.

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Das erklärte Ziel ist Vielfalt, auch eine in Auftreten und Temperament. Teuteberg ist eher eine Ruhige. In dem Dokument findet sich auch der Vorsatz, unterschiedliche Handlungsweise zu ertragen, nicht alles dominieren oder unterzuordnen zu wollen.

So gesehen ist das, was geschieht, ein Eklat. Eine offene Diskussion über das Wie, wenn schon nicht über das Warum? Keine. Die Führung der Partei hat sich obrigkeitlich gezeigt. Der Druck von oben auf Teuteberg, sich von selbst zurückzuziehen, war offenkundig. Dass sie ansonsten alles verlieren könne, wie geraunt wurde, hat die Brandenburgerin aber nicht geschreckt. Sie blieb, stoisch, fast merkelsch. Teuteberg hat es Lindner nicht ersparen wollen, sie abzulösen – und damit die Gerüchte selbst zu bestätigen. Dem Druck nachgeben, das hat Teuteberg schon zu schwierigen Zeiten in Brandenburg nicht getan. Heute ist sie dort Vorsitzende. In den Bundestag will sie auch wieder. Wenn die FDP nicht scheitert, an, mit und unter Lindner.

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