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Richard Lutz, Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Bahn AG, muss erneut eine katastrophale Bilanz vorstellen.

© dpa/Hannes P Albert

Die leeren Versprechen des Bahnchefs: Unter Richard Lutz funktioniert die Bahn immer schlechter

Richard Lutz hat bei der Bahn schon oft eine Trendwende versprochen. Doch Angebot und Konzernbilanz werden immer schlechter. Es wird Zeit, dass die Politik den Bahnchef in die Pflicht nimmt. 

Caspar Schwietering
Ein Kommentar von Caspar Schwietering

Stand:

Seit 2017 ist Richard Lutz Chef der Deutschen Bahn. Seitdem verspricht er, dass es beim Staatskonzern bald aufwärts geht. So auch wieder bei dieser Halbjahresbilanz am Donnerstag. Man werde „weiter mit Hochdruck an der wirtschaftlichen Stabilisierung des Konzerns arbeiten“, sagte Lutz.

Dabei hat die Bahn in den ersten sechs Monaten dieses Jahres ein desaströses Ergebnis eingefahren. Lutz‘ Beschwichtigungsformeln klingen deshalb längst hohl.

Nahezu bei allen wichtigen Kennzahlen hat sich das Konzernergebnis gegenüber dem ersten Halbjahr 2023 verschlechtert. Der Verlust beläuft sich auf 1,2 Milliarden Euro. Und das operative Minus auf 680 Millionen Euro, nach einem operativen Gewinn von 331 Millionen Euro im Vorjahr. Womöglich bessert sich das Ergebnis bis Jahresende noch etwas auf. Denn bei der Sanierung des Schienennetzes ist der Konzern in Vorleistung gegangen, hier winkt der Bahn eine große Rückzahlung vom Bund.

Nur Verluste im Bahngeschäft

Doch das ändert nichts daran, dass der wirtschaftliche Ausblick für die Bahn – anders als von Lutz suggeriert – verheerend ist. Der einzige echte Gewinnbringer ist derzeit die Lkw-Spedition Schenker. Und die will die Politik nun verkaufen.

1,2
Milliarden Euro operativer Verlust machte die DB AG im Bahngeschäft

Im klassischen Bahngeschäft fuhr die Bahn überall Verluste ein – im Regional- und Fernverkehr und im Transportgeschäft. Auch bei den verkehrspolitischen Zielen geht es in die falsche Richtung. Im Fernverkehr waren trotz EM weniger Menschen mit der Bahn unterwegs und kamen dabei immer öfter zu spät an. Lutz und sein Finanzchef Levin Holle machen für die schlechte Entwicklung die Streiks der GDL und das extreme Wetter verantwortlich. Das ist billig, denn daran allein krankt die Bahn nicht.

Das kaputte Schienennetz als Sündenbock

Für die grundsätzliche Misere musste wieder einmal das marode Schienennetz als Erklärung herhalten. Auch das nutzt Lutz zunehmend als wohlfeile Ausrede.

Die kaputten Gleise können nichts dafür, dass bei neuen ICE 4 die Türen defekt sind. An ihnen liegt es nicht, dass die Transporttochter DB Cargo – anders als die Wettbewerber – kein funktionierendes Betriebsmodell hat. Und das Schienennetz ist nicht dafür verantwortlich, dass die Bahn einen aufgeblähten Verwaltungsapparat hat.

Immerhin: Finanzvorstand Levin Holle will in den kommenden fünf Jahren nun 30.000 Stellen vornehmlich in der Verwaltung abbauen. Das fordern Bahnexperten seit Jahren.

Auch anderswo hat die Sanierung begonnen. Bei DB Cargo hat die Vorstandschefin Sigrid Nikutta nun mit den Gewerkschaften vereinbart, dass die Lokführer künftig öfter lange am Stück mit ihren Transporten unterwegs sein müssen. Die Wettbewerbsbahnen machen das schon lange so und erzielen auch deshalb anders als DB Cargo Gewinne.

Kenner des Marktes gehen allerdings nicht davon aus, dass die Vereinbarung ausreicht, damit DB Cargo im Wachstumsgeschäft kombinierter Verkehr bald wieder profitabel wird.

Zu wenig, zu spät

Das ist symptomatisch: Das Bahnmanagement bemüht sich zwar darum, dass der Konzern effizienter wirtschaftet. Die Effizienzprogramme kommen aber oft Jahre zu spät und bewirken zu wenig.

Das liegt auch am fehlenden Druck vom Eigentümer – dem Bund. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat sich viel zu sehr auf Richard Lutz‘ Erzählung eingelassen, wonach fast ausschließlich das verschlissene Schienennetz für die Probleme der Bahn verantwortlich ist.

Es wird Zeit, dass Lutz seinen Ankündigungen einer besseren Bahn endlich Ergebnisse folgen lässt. Sonst muss er irgendwann gehen.

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