Politik: Die schleichende Islamisierung
Gibt es in Deutschland eine stille Islamisierung, wie der „Spiegel“ behauptet, kapitulieren wir vor der islamistischen Bedrohung? Schauen wir einfach mal.
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Gibt es in Deutschland eine stille Islamisierung, wie der „Spiegel“ behauptet, kapitulieren wir vor der islamistischen Bedrohung? Schauen wir einfach mal. Der Westen führt zur Zeit an mehreren Fronten Krieg gegen Islamisten, weder darf die Türkei in die EU noch eine kopftuchtragende Lehrerin vor eine Berliner Schulklasse, gegen Moschee-Neubauten gibt es Widerstand, Antiislambücher sind Bestseller. Kapitulation sieht anders aus. Man muss nur einmal die Titelseiten, Leitartikel und Konferenzen zählen, die sich in den letzten Jahren bei uns mit dem Islam kritisch befasst haben: Was so ausgiebig beredet wird, kann wohl kaum eine heimlich schleichende Gefahr sein. Außerdem – es gibt bei uns nun einmal Muslime, viele von ihnen mit deutschem Pass. Es ist selbstverständlich, dass sie im Rahmen der Gesetze ihre Religion ausüben dürfen sowie, als Gebührenzahler, ihre Lebensweise in der einen oder anderen Radio- und Fernsehsendung wiederfinden.
Natürlich sind da trotzdem eine Menge Probleme.
Neulich sprach ich mit einem deutschen Soziologen, der längere Zeit in der Türkei geforscht hat. Der Soziologe sagte, dass es das traditionelle Türkentum, wie es sich zum Beispiel in Kreuzberg vielerorts findet, in der Türkei nur noch in abgelegenen Gegenden gibt. Mit den deutschen Türken sei es so ähnlich wie mit den Deutschen in Namibia, die sich viel deutscher aufführen als die Deutschen in Hamburg oder Köln. Die Einwanderer nach Deutschland, erzählte der Soziologe, seien überdurchschnittlich oft aus zwei Randgruppen gekommen. Einerseits Familien, die in den rückständigsten Gebieten von Anatolien durch Blutrachefehden dezimiert worden waren und sich sozusagen vor der Ausrottung ins Ausland retteten. Andererseits Türken, deren Familien in den Außenprovinzen des osmanischen Reiches gelebt hatten, die nach dem 1. Weltkrieg aus den dort neu entstandenen Staaten vertrieben wurden und in der Türkei nie richtig Fuß fassen konnten. Es sind mehrfach Entwurzelte, bei denen Familie, Zusammenhalt und religiöse Tradition noch wichtiger waren als bei ihren Landsleuten, tja, meinte der Soziologe, und die sind jetzt hier, wobei es, klar, noch andere Gruppen gibt, etwa die Kurden.
Viele Auswanderer sind gegangen, weil sie in ihrem Land nicht klarkamen. Jetzt klammern sich manche umso fester an die Vergangenheit. Es gibt eine Menge Probleme, aber Dämonisierung ist auch keine Lösung.
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