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Ein Gebäude der Superlative: 104 Stockwerke hoch, 3,9 Milliarden Dollar teuer - das neue One World Trade Center in Manhattan.

© AFP

Jahrestag 9/11: Die USA fühlen sich wieder sicher

Am heutigen Freitag jähren die Anschläge vom 11. September. Amerika sucht Sicherheit durch Isolation. Doch das Trauma bleibt. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christian Tretbar

An diesem Freitag treten der US-Präsident und die First Lady zu einer Schweigeminute auf den Rasen vor dem Weißen Haus, wie jedes Jahr.

Am Donnerstag bereits hat Barack Obama die immergleiche Erklärung des Nationalen Notstands um ein Jahr verlängert: „Ich setze den nationalen Notfall mit Blick auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 und die weiter bestehende und unmittelbare Bedrohung der Vereinigten Staaten durch terroristische Anschläge fort.“ In Schulen werden die Kinder auf die Durchsage hin routiniert aufstehen und schweigen. In Behörden ruht für einen Moment die Arbeit. Amerika as usual.

Der 11. September 2001, „9/11“, gehört zum kollektiven amerikanischen Bewusstsein wie Vietnam, der Überfall auf Pearl Harbor und die Abschaffung der Sklaverei durch Abraham Lincoln. Wie andere historische Ereignisse hat er die Vereinigten Staaten grundlegend verändert.

Aber nachdem nun auch das neue World Trade Center auf „Ground Zero“ eröffnet wurde, ist der Tag in die Geschichtsbücher einsortiert. Und das obwohl sich die terroristischen Netzwerke, die auf Al Qaida gefolgt sind, global ausgebreitet haben. Obwohl ein grausamer islamistischer Terrorstaat entstanden ist, der seine Kämpfer in alle Welt schicken wird.

Syrien ist weit weg

Im allgemeinen Bewusstsein aber verbindet sich der Terror, den Osama bin Laden nach Amerika gebracht hat, nicht mit dem „Islamischen Staat“. Die Amerikaner, so scheint es, fühlen sich in relativer Sicherheit. Wie vor dem 11. September 2001. 9/11 ist lange her und Syrien weit weg.

Nach dem Schock von 2001 hat wieder der amerikanische Isolationismus eingesetzt. Dafür ist Obama 2008 schließlich gewählt worden. Auch wenn die USA transpazifische wie transatlantische Handelsverträge schließen und Obama sein Land außenpolitisch als Kooperationspartner präsentiert – die Amerikaner blicken auf die Flüchtlingskrise in Europa, als spiele das auf einem anderen Planeten.

Die Ukraine erscheint durch die amerikanische Brille als europäisches Problem. Und die Wege der Dschihadisten führen aus Syrien ohnehin über Land nach Norden. Das geht so lange gut, bis ein neuer Anschlag das Trauma von 9/11 aktiviert.

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