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Ein Tornado-Kampfjet trägt einen Marschflugkörper Taurus (Symbolbild)

© dpa/ANDREA BIENERT

„Direkte Beteiligung“ Deutschlands: Moskau warnt vor Taurus-Angriffen auf russische Ziele

Moskau warnt vor einer Lieferung deutscher Taurus-Raketen an Kiew. Doch ein Sicherheitsexperte rät zur Besonnenheit im Umgang mit Moskaus Eskalationsrhetorik.

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Jeder Angriff mit Taurus-Marschflugkörpern auf russische Ziele würde nach Angaben des Außenministeriums in Moskau als eine „direkte Beteiligung“ Deutschlands an dem Konflikt aufgefasst.

„Ein Schlag mit diesen Raketen gegen russische Einrichtungen (...) wird wie eine direkte Beteiligung Deutschlands an den Kampfhandlungen an der Seite des Regimes in Kiew aufgefasst, mit allen Konsequenzen, die das mit sich bringt“, wurde Außenamtssprecherin Maria Sacharowa am Donnerstag von russischen Nachrichtenagenturen zitiert.

Eskalationsdrohungen gehören zum Standardrepertoire der russischen Kommunikation. „Die Frage ist, ob man sich davon ins Bockshorn jagen lässt“, sagte Sicherheitsexperte Christian Mölling im Interview mit dem Tagesspiegel. „Dem Kreml ist es gelungen, mit dem Begriff der Eskalation so viel Angst zu verbreiten, dass man zuweilen den Eindruck bekommt, wir würden das Tor zum Dritten Weltkrieg aufstoßen, wenn wir die Ukraine stärker unterstützen.“

„Wenn Russland wirklich eskalieren könnte: Warum hat es das bislang noch nicht getan? Es hat ja seine Kriegsziele noch nicht erreicht. Dementsprechend würde ich eine dauerhafte Eskalationsfähigkeit Russlands infrage stellen.“ Mölling hält nach einer Taurus-Lieferung einen „einzelnen größeren Gegenschlag“ für wahrscheinlich, „auch, um in Deutschland entsprechende Diskussionen weiter zu befeuern.“

Merz offen für Lieferung von Taurus

Am vergangenen Sonntag hatte der voraussichtlich neue Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) die Lieferung der Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine in Abstimmung mit europäischen Partnern in Aussicht gestellt.

Merz sagte auch, dass eine Zerstörung der russischen Brücke auf die annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim der Ukraine nutzen könne. Dafür gilt Taurus als geeignete Waffe. Der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew beschimpfte Merz wegen solcher Überlegungen als „Nazi“.

Der scheidende Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat in seiner Amtszeit die Bitten der Ukraine um den Taurus abgelehnt. Sein Hauptargument war ebenfalls, dass Moskau Deutschland dann als Kriegspartei betrachten werde. Grund sei, dass Bundeswehrsoldaten an der Zielprogrammierung beteiligt sein müssten. Dies wird aber vom Hersteller wie von Experten verneint.

Die SPD wolle weiterhin eine solche Eskalation mit Russland vermeiden, sagte ihr Generalsekretär Matthias Miersch. Die künftige schwarz-rote Koalition müsse diese Frage gemeinsam entscheiden.

Bei ihrer wöchentlichen Pressekonferenz lehnte Sacharowa auch die von Paris und London vorangetriebenen Überlegungen ab, die Sicherheit der Ukraine künftig durch ein europäisches Truppenkontingent zu verbessern. Sie nannte dies einen „wahnsinnigen Plan“. Paris und London führen eine „Koalition der Willigen“ an, die einen möglichen Frieden in der Ukraine absichern will. (Tsp/dpa/AFP)

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