
© dpa/Michael Kappeler
Doch nur Co-Pilot?: Friedrich Merz kann sich der Kanzlerkandidatur nicht sicher sein
Jüngste Umfragen und seine Flugshow lassen Zweifel am CDU-Chef und seiner Kanzlerkandidatur aufkommen. Doch die Union steckt in einem Dilemma.

Stand:
Anders als der Flug im Bundeswehrjet mit Schallgeschwindigkeit ist das Rennen um die Kanzlerkandidatur der Union eher ein langsamer Marathonlauf. Friedrich Merz, der CDU-Chef, gilt noch immer als Favorit, aber vielleicht ist sein Flug im Bundeswehrjet doch ein Omen. Weniger in Bezug auf die Geschwindigkeit, sondern mehr, was seine Position im Cockpit betrifft: die des Co-Piloten. Denn vielleicht muss er sich doch mit ihr begnügen bei der Frage, wer für die Union als Kanzlerkandidat antritt.
Merz hatte sich in den vergangenen Monaten stabilisiert. Er hat den Parteitag überstanden und sonst auch keine großen Auffälligkeiten gezeigt, was in seinem Fall positiv zu verstehen ist. Denn das größte Risiko von Friedrich Merz heißt Friedrich Merz.
Immer wieder ist er für einen Fehltritt, eine Absurdität zu haben. Dass er nun mit einem Kampfjet der Bundeswehr unterwegs war, passt in die Reihe. Ja, der rund 100.000 Euro teure Flug hätte auch ohne ihn stattgefunden. Nur wäre an seiner Stelle ein echter Bundeswehr-Co-Pilot mitgeflogen und hätte wichtige Flugstunden gesammelt. Doch diesen Platz nahm Merz ein und er hatte Spaß am Rausch der Geschwindigkeit.
Söder hat Umfragenrückenwind
Merz ist selbst Hobbypilot, eine Freizeitbeschäftigung, die nicht unbedingt von der breiten Masse betrieben wird. Er ist eben auch kein Mann der breiten Masse. Dieses Image des etwas, nun ja, abgehobenen, leicht elitären Politikers wird er so auf jeden Fall nicht los.
Das weiß auch einer, der das Gegenteil von sich behaupten würde, nämlich voll in der breiten Masse verortet zu sein: Markus Söder, der CSU-Chef. Er hat insgeheim längst noch nicht aufgegeben. An diesem Sonntag duellieren sich die beiden – aus der Distanz. Denn beide geben ihre Sommerinterviews. Söder tritt im ZDF auf und Merz in der ARD.
CDU und CSU stecken mit Merz und Söder im Dilemma
Und Söder hat auch Umfragenrückenwind. In einer aktuellen Befragung des Instituts Insa liegt Söder bei der Frage, wen die Bürgerinnen und Bürger direkt zum Kanzler wählen würden, vor Merz (37 zu 31 Prozent). Und in der Union gibt es einige, die die Sorge umtreibt, dass Merz auch in einem Wahlkampf immer mal wieder in alte Muster verfällt und die falschen Bilder zur falschen Zeit produziert.
Söders Problem wiederum heißt CSU. Denn in der CDU ist der Machthunger groß und da will man den größtmöglich zu vergebenden Happen nicht der kleinen Schwester überlassen.
Insofern steckt die Union in einem Dilemma. Entweder sie überlässt der CSU die Kandidatur, weil die Erfolgsaussichten mit Söder am größten sind, verzichtet aber damit auf den möglichen Chefposten, was sie auch gegenüber den CDU-Wählerinnen und Wählern als klein (und damit unattraktiver) erscheinen lassen könnte. Oder sie geben Merz das Mandat und stehen im Risiko, dass er an sich selbst scheitert.
Wie auch immer es ausgeht, die Union wird mit Risiko in den Bundestagswahlkampf gehen. Merz hat es immer noch selbst in der Hand, aber er muss genau darauf achten, wie er sich künftig inszeniert.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: