zum Hauptinhalt
BMW-Logo

© REUTERS/Carlo Allegri

Vier Tage bis zu Präsident Trump: Donald Trump, der Job-Flunkerer

Jetzt droht Donald Trump deutschen Autobauern. Mit BMW hat er sich das falsche Beispiel ausgesucht. Die Firma ist größter US-Auto-Exporteur. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Christoph von Marschall

Es ist beachtlich, was ein paar unüberlegte Sprüche Donald Trumps auslösen können: "Ich würde BMW sagen, wenn sie eine Fabrik in Mexiko bauen und Autos in die USA verkaufen wollen ohne eine 35-Prozent-Steuer, dann können sie das vergessen," hat der künftige US-Präsident im Interview mit der "Bild"-Zeitung und der britischen "Times" gedroht.

BMW schafft längst, was Trump fordert: Jobs in den USA

Das Versprechen, Industrie-Jobs, die im Zuge der Globalisierung aus den USA abgewandert sind, zurückzuholen, gehörte zu Trumps zentralen Wahlkampfthemen. Und ebenso die Ansage, dass er die weitere Verlagerung von Produktion aus den USA ins Ausland bekämpfen werde, unter anderem mit der Androhung von Einfuhr-Zöllen auf die betreffenden Waren. Trump möchte erreichen, dass mehr Waren in den USA produziert werden und zwar sowohl jene, die in den USA verkauft werden, als auch Waren für den Export aus Amerika ins Ausland.

Warum greift er sich dann aber ausgerechnet BMW heraus? Von allen in den USA produzierenden Autobauer sind die Bayern diejenigen, die Trumps Wunschbild am ehesten entsprechen. Sie produzieren deutlich mehr Autos in den USA, als sie dort verkaufen. BMW ist sogar der Champion der Autoexporte aus den USA: 280.000 Fahrzeuge. Die Interview-Passage zeigt wieder einmal: Trump plappert, ohne sich zu informieren. Und ohne nachzudenken.

Vor mehr als 20 Jahren hat BMW das Werk in Spartanburg, South Carolina, eröffnet und kontinuierlich ausgebaut. 2016 sind dort 411.171 Fahrzeuge vom Band gelaufen. Mehr als die Hälfte davon gingen ins Ausland. Der Pkw-Absatz der ganzen BMW-Gruppe in den USA - dazu gehört, zum Beispiel, auch der populäre Mini - erreichte 2016, einem Rekordjahr, 346.023 Fahrzeuge, ein Plus von fast zehn Prozent.

Da sind angesichts der Modellvielfalt naturgemäß auch viele Autos dabei, die nicht im US-Werk, sondern anderswo auf der Erde produziert wurden. Die Fertigungsketten in der Autobranche sind international

Audi und Mercedes wären glaubwürdigere Ziele

Gewiss, Trump hatte einen Aufhänger für seine Äußerung. Auch BMW möchte ein weiteres Werk in Mexiko bauen, 2019 soll es eröffnet werden. Das ändert aber nichts daran, dass BMW für die USA ein Netto-Exporteur ist und zudem der Konzern mit den meisten Auto-Ausfuhren aus den USA.

Wenn Trump auf überzeugende Weise nun auch den deutschen Autobauern drohen möchte, so wie er das mit US-Konzernen immer wieder tut, hätte er begründetere Beispiele finden können. Audi zum Beispiel, die haben kein größeres Werk in den USA, aber kürzlich eines in Mexiko eröffnet. Oder Mercedes. Daimler produziert zwar an vier Standorten in den USA - Tuscaloosa, Decherd, Mishawaka, South Bend -, freilich nicht nur Pkw, sondern auch Nutzfahrzeuge. Aber Mercedes verkauft in den USA rund doppelt so viele Pkw (2016 waren es 374.540), wie es dort produziert. Und auch Daimler baut ein neues Werk in Mexiko, zusammen mit Nissan, Eröffnung 2017.

Der größte "Job Creator", den Gott schuf?

Trump hat sich in seiner bekannten Bescheidenheit als "den größten Erschaffer von Arbeitsplätzen, den Gott erschuf", gefeiert. Das ist bisher nicht viel mehr als eine Pose, die er durch Irreführung der Öffentlichkeit unterfüttert. Viele Medien machen dabei mit, statt die angeblichen Fakten dahinter zu überprüfen. Vier Wochen nach der Wahl vermeldete er den ersten Erfolg: den "Carrier-Deal". Angeblich habe er durch geschicktes Verhandeln Arbeitsplätze, die der Hersteller für Kühl- und Heizanlagen "Carrier" nach Mexiko verlegen wollte, für die USA gerettet. Tatsächlich hatte nicht Trump verhandelt, sondern sein Vize Mike Pence. Sitz der Firma ist Indiana, wo er Gouverneur war.

Der angebliche Verhandlungserfolg bestand darin, dass Pence "Carrier" genug US-Subventionen versprach, dass es sich rechnete, nochmals in den USA zu investieren, statt nach Mexiko zu gehen. Und "gerettet" wurden mit diesem Deal nicht einmal die Hälfte der Arbeitsplätze.

Die Schwindelei beim "Carrier Deal"

Pence/Trump haben sich also mit Steuergeldern einen Teilerfolg gekauft. Das geht mit einer so kleinen Firma wie "Carrier", wäre aber keine Lösung für Großkonzerne. Die republikanischen Parlamentarier würden einer Schuldenaufnahme von -zig Milliarden für solche Zwecke nicht zustimmen.

Dann kam der angeblich von Trump durchgesetzte Erfolg bei Ford. Der Konzern wollte ein Werk für Kleinwagen in Mexiko bauen, tat es dann aber nicht. Auch das reklamiert Trump als seinen Einfluss. Eine Pose. Denn in diesem Fall geht es nicht darum, dass Ford das Werk statt dessen in den USA baut. Es wird gar nicht gebaut, weil die Nachfrage nach Kleinwagen geringer ausfällt als erhofft.

Verstoß gegen die Marktwirtschaft

Die Pose, die Trump da einnimmt, wäre ökonomisch kein Vorteil für die USA, betont das "Wall Street Journal" in seinen Kommentaren immer wieder. Dieses Denken widerspricht den Prinzipien der Marktwirtschaft. Firmen sollen dort investieren, wo der wirtschaftliche Nutzen für sie am größten ist. Dabei sind Arbeitskosten, die in Mexiko niedriger sind als in den USA, im Übrigen nur ein Faktor unter vielen. Wenn ein Regierungschef eine Firma zwingt, unwirtschaftliche Entscheidungen zu treffen, schadet er dieser Firma. Und damit indirekt der eigenen Volkswirtschaft.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false