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 Falschspieler von der AfD: Als „Hans Kappelt“ wollte dieser Mann Mitglied vom Bündnis Sahra Wagenknecht werden.

© ZDF/ZDF

Durch Zahnlücke enttarnt: AfD-Politiker wollte sich mit Perücke und Weißwein beim BSW einschleichen

In einem Kennenlerngespräch mit der Wagenknecht-Partei stellt sich Olaf Kappelt als „Hans“ vor. Das ZDF filmte das kuriose Vorstellungsgespräch zufällig. Seine Zahnlücke ließ ihn schließlich auffliegen.

Stand:

Der AfD-Politiker Olaf Kappelt hat offenbar versucht, mit einer Perücke und unter falscher Namensangabe dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) beizutreten. Das geht aus einem Bericht des Fernsehsenders ZDF hervor, der den Vorfall zufällig bei einer Produktion für die Dokumentation „Inside Bündnis Wagenknecht“ filmte.

Demnach habe Kappelt am 11. Dezember des vergangenen Jahres an einem Treffen mit der BSW-Landeskoordinatorin von Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern Sabine Zimmermann teilgenommen, um sein Interesse an einem Parteibeitritt zu bekunden.

Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten gehörten dem BSW nur sehr wenige Mitglieder an. Koordinatoren wie Zimmermann ermitteln im Rahmen von Castings Neuzugänge für die Partei – auch, um sogenannten „Spinnern“, wie Sahra Wagenknecht selbst sagte, und AfD-Politikern den Zugang zum BSW zu verwehren.

Ich würde mich freuen, wenn Sie Lust hätten auf den Gründungsparteitag.

Sabine Zimmermann (BSW) zu Olaf Kappelt

Kappelt bringt Weinflasche zum BSW-Vorstellungsgespräch mit

Dem ZDF zufolge stellte sich der AfD-Politiker vor laufender Kamera mit einem falschen Vornamen als „Hans Kappelt“ vor. Der 71-Jährige sei noch nie zuvor in einer Partei aktiv gewesen, habe zuletzt Immobiliendarlehen vermittelt und komme aus Schwerin, berichtet Kappelt, der sich dem ZDF zufolge mit den Dreharbeiten einverstanden erklärte.

Olaf Kappelt im Jahr 2009 bei einer Buchvorstellung für die Publikation „Braunbuch DDR – Nazis in der DDR“.

© Mike Wolff/Mike Wolff

Vor laufender Kamera erklärt Kappelt den Mitarbeitern des ZDF, dass er zweifacher Vater und nicht mehr der Jüngste sei. „So geht es ja nicht weiter“, resümiert der Politiker. Er freue sich darauf, beim BSW noch mal „was Neues aufzubauen“. Er selbst sei nie in einer Partei gewesen, „aber immer politisch interessiert“. Zum Kennenlerngespräch brachte der gebürtige Brandenburger eine Flasche Grauburgunder mit.

Bei BSW-Politikerin Zimmermann scheint das gut anzukommen. „Da würde ich mich sehr freuen, wenn Sie Lust hätten auf den Gründungsparteitag“, beschließt die ehemalige Linken-Politikerin das Kennenlerngespräch und lädt den Bewerber zur Veranstaltung ein.

AfD-Politiker fliegt wegen Zahnlücke auf

Bevor Kappelt BSW-Mitglied werden kann, fliegt die Identität des AfD-Politikers auf. In einer WhatsApp-Gruppe, in der BSW-Koordinatorin Zimmermann Interessierte und Parteiunterstützer miteinander vernetzt, erkennt jemand den Anwärter aufgrund seiner markanten Zahnlücke als Olaf Kappelt.

Bei der Bundestagswahl 2021 war der Politiker noch Spitzenkandidat der AfD in Bremen. Dem ZDF sagte die AfD, dass Kappelt bis heute Mitglied der Partei ist.

Wie reagieren BSW und AfD auf den Vorfall?

Zimmermann zeigte sich dem ZDF zufolge „enttäuscht und entsetzt, dass jemand von der AfD zu solchen Methoden greift“. Die BSW-Politikerin erklärte: „Da sieht man, wie wichtig es ist, dass wir uns die Leute genau anschauen, mit denen wir zusammenarbeiten.“

Auch Parteigründerin Wagenknecht verwies nach dem Vorfall auf die Relevanz von Kennenlerngesprächen bei potenziellen Neumitgliedern. „Wir können durch unser jetziges Verfahren zumindest ausschließen, dass in einem Landesverband eine starke Strömung solcher Leute entsteht“, so Wagenknecht. Gänzlich ausschließen lasse sich das allerdings nicht, „zumal, wenn es so trickreich passiert“.

Kappelt selbst reagierte bis heute auf keine Anfrage des ZDF-Teams. Auch sei unklar, ob er „nur auf einen Posten beim BSW aus war oder im Auftrag handelte“, heißt es in dem Bericht. AfD-Vorsitzende Alice Weidel sagte dem TV-Sender: „Solche Correctiv-Stasi-Methoden anzuwenden, das ist überhaupt nicht unser Duktus.“ Der Vorfall selbst sei ihr nicht bekannt. (mira)

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