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Das Himars-System an einem unbekannten Ort in der Ukraine.

© VIA PAVLO NAROZHNYY via REUTERS

Update

Dutzende Munitionsdepots in Flammen: US-Raketenwerfer richten verheerende Schäden unter Putins Truppen an

Die USA haben bisher acht hochmoderne Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars an Kiew geliefert. Ihr Einfluss auf das Kriegsgeschehen könnte groß sein.

Weder der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj noch sein umstrittener Botschafter in Deutschland Andrij Melnyk wurden in den vergangenen Wochen müde, darauf hinzuweisen, was es für die Verteidigung ihres Landes gegen die russische Invasion braucht: Lieferungen schwerer Waffen aus dem Westen.

Nur sie würden die Lage der ukrainischen Truppen im Abnutzungskrieg in der Donbass-Region substanziell verbessern. Auch Experten sehen Russland weiterhin im Vorteil, was die verfügbare Artillerie anbelangt.

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Von welcher immensen kriegsstrategischen Bedeutung moderne Waffensysteme für die ukrainische Kriegsführung sind, zeigen die Zerstörungen russischer Munitionsdepots durch den Mehrfachraketenwerfer Himars (High Mobility Artillery Rocket System).

Acht dieser präzisen und schnellbeweglichen Systeme haben die USA bisher an die Ukraine geliefert, nun kündigten sie die Lieferung von vier weiteren Systemen an, sodass die Ukraine am Ende insgesamt zwölf haben wird. Die von dort abgefeuerten M30/M31-Präzisionsraketen (jede kostet rund 155.000 Dollar) besitzen dabei eine Reichweite von bis zu 80 Kilometern.

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Moskaus Problem: Immer mehr Munitionsdepots gehen in Flammen auf

Wie die Analysten des amerikanischen Militär-Thinktanks ISW in einem aktuellen Briefing schreiben, seien russische Munitionslager in den Städten Dibrovne, Snischne und Melitopol durch Himars-Angriffe zerstört worden. Laut dem Portal „Kyiv Independent“ sollen in den vergangenen vier Wochen gar 20 russische Depots getroffen oder vollständig ausgeschaltet worden sein (Stand Montag, 11. Juli sollen es schon mehr als 30 sein).

Ein Großteil der Depots lag in den hartumkämpften Oblasten Luhansk und Donezk, aber auch vier davon rund um die Hafenstadt Cherson im Südosten am Schwarzen Meer. Auf „Twitter“ dokumentieren diverse Videos die Schlagkraft der ukrainischen Raketenangriffe.

Das US M142 High Mobility Artillery Rocket System (HIMARS) im Einsatz.
Das US M142 High Mobility Artillery Rocket System (HIMARS) im Einsatz.

© FADEL SENNA / AFP

Neben den Munitionslagern trafen ukrainische Raketen auch eine Bahnbrücke in der Stadt Kupjansk, knapp 120 Kilometer südöstlich der Großstadt Charkiw, so wie weitere Bahnverbindungen. Am 4. Juli schlugen Himars-Raketen zudem in einer russischen Militärbasis nahe Melitopol ein.

Interessant dabei: Die Ziele befanden sich tief in russisch besetztem Gebiet. Durch das Waffensystem ist die ukrainische Armee somit in der Lage, den Krieg weit hinter die eigentliche Frontlinie zu verlagern und dort Schrecken zu verbreiten.

Angriffe erschweren Lieferungen an die Front

Für die russische Führung geht eben jener Schrecken dabei vor allem von der massiven Störung seiner Kriegslogistik aus. Russland habe ungelenkte Artilleriemunition auf Jahre hinaus, sagt der britische Militärexperte Jack Watling im Interview mit dem „Spiegel“. „Das Risiko liegt in ihrer Logistik“, beschreibt er eine zentrale Schwachstelle in den russischen Eroberungsplänen.

Der renommierte Militär-Experte Phillips O'Brien analysiert auf „Twitter“, die methodische Zerstörung von Munitionslagern und Bahnverbindung würde es den russischen Truppen zunehmend erschweren, weiter voranzukommen.

Mehr zum Ukraine-Krieg bei Tagesspiegel Plus:

An dieser Stelle wird die Bedeutung moderner Waffensysteme wie Himars deutlich. Sie ermöglichen es der Ukraine, den russischen Nachschub an Munition durch gezielte Angriffe auf sensible Infrastrukturpunkte wie Depots und Verladestationen abzuschneiden.

Der russische Artillerie-Vorteil ließe sich so massiv verkleinern, mit weiteren Waffenlieferungen aus dem Westen vielleicht sogar ausgleichen, meinen Experten. Der russische Vormarsch würde sich dadurch mindestens stark verlangsamen.

Russische Truppen leiden offenbar zunehmend unter Munitionshunger

Die Himars-Schläge hinterlassen auf russischer Seite offenbar Spuren. Der „Kyiv Independent“ schreibt unter Berufung auf russische Militärblogger, die „ungestraften“ ukrainischen Angriffe hätten Russlands Truppen mit Blick auf eine mögliche Munitionsknappheit dazu gebracht, deutlich überlegter bei seinen Artillerieangriffen vorzugehen.

Auf russischer Seite sei zudem ein stetig wachsender Munitionshunger zu beobachten, zitiert das Nachrichtenportal weiter.

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Dass sich insbesondere die USA ihrer zentralen Rolle als Waffenlieferant – und damit indirekt als kriegsentscheidende Macht – bewusst sind, wurde vor gut drei Wochen noch einmal deutlich. Damals sagte die US-Regierung der Ukraine Waffenlieferungen im Wert von einer Milliarde US-Dollar zu.

Geliefert werden sollen Haubitzen, Abschussvorrichtungen für Antischiffsraketen und mobile Raketenartillerie, an der bereits ukrainische Soldaten ausgebildet werden, hieß es damals. Welchen massiven Einfluss sie an der Front entfalten, wird am Beispiel der zerstörten Munitionsdepots deutlich.

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