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Viele Italiener können den Rücktritt ihres Ministerpräsidenten kaum erwarten.

© Reuters

Update

Demonstranten feiern: Ein "Halleluja" zu Berlusconis Abschied

Nach der Zustimmung des Abgeordnetenhauses zum Reform- und Sparpaket ist Silvio Berlusconi am Samstagabend offiziell als italienischer Ministerpräsident zurückgetreten.

Es war das Ende einer Ära. Nachdem er 17 Jahre lang das politische Geschehen in seinem Land bestimmt hatte, kam Silvio Berlusconi am Samstag kurz vor 21 Uhr am Quirinale-Palast von Staatspräsident Giorgio Napolitano in Rom an – fast eine halbe Stunde später als ursprünglich vorgesehen. Hunderte Italiener auch aus anderen Teilen des Landes waren am Quirinale-Palast zusammengekommen, über sms und Facebook mobilisiert, wie italienische Medien berichteten. Zur Musik der italienischen Nationalhymne und Georg Friedrich Händels „Halleluja“ zelebrierten sie den „12. November – Tag der Befreiung“. Eine dreiviertel Stunde später meldeten die Nachrichtenagenturen, dass der Medienmilliardär nach Angaben des Präsidialamtes seinen Rücktritt bei Staatschef Napolitano eingereicht habe.

Zuvor hatte das italienische Abgeordnetenhaus am Abend das von der EU geforderte Spar- und Konjunkturpaket gebilligt. 380 Abgeordnete stimmten für das Maßnahmenbündel, das unter anderem die Privatisierung von Staatseigentum, Erhöhung des Rentenalters, den Abbau von Bürokratie- und Wettbewerbshindernissen vorsieht sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen erleichtern soll. 26 Abgeordnete stimmten dagegen, zwei enthielten sich. Die stärkste Oppositionskraft, die linksbürgerliche Demokratische Partei (PD), blieb der Abstimmung fern.

Bereits vor dem Abgeordnetenhaus hatten hunderte Berlusconi-Gegner für dessen Rücktritt demonstriert. „Tritt ab, geh nach Hause“, lauteten Sprechchöre gegen Berlusconi, als dieser das Abgeordnetenhaus durch den Hintereingang verließ. Rufe wie „Hau ab, Mafioso“ hatten den umstrittenen Ministerpräsidenten bei seiner Abfahrt aus seiner Villa Grazioli auf dem Weg zum Quirinale-Palast begleitet. Ein Sturm der Entrüstung („Hanswurst, Hanswurst“) empfing ihn, als er – schwer eskortiert – dort eintraf.

Als Nachfolger Berlusconis ist der ehemalige EU-Kommissar Mario Monti im Gespräch. Vorschusslorbeeren erhielt Monti auch von der Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde. Diese äußerte ihre „große Wertschätzung“ für den „hochqualifizierten Mann“, mit dem sie ein „stets fruchtbarer und überaus herzlicher Dialog“ verbinde. Die Ernennung eines neuen Regierungschefs werde zur Glaubwürdigkeit des Landes beitragen und für Klarheit sorgen, sagte Lagarde in Tokio. (dpa/rtr/AFP)

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