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Papst Leo XIV.

© dpa/AP/Alessandra Tarantino/Archiv

Ein Papst der Zeichen nach innen und außen: Leo, der Coole

Seine ersten Auslandsreisen – in die Türkei und den Libanon – und ein neuer Weihbischof in Deutschland: Da offenbart sich ein Credo. In eine neue Richtung zudem.

Stephan-Andreas Casdorff
Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

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Papst Leo XIV. gibt Zeichen nach innen, in die Kirche hinein, und nach außen. Dafür geht er jetzt auf Tour. Und der Amerikaner wirkt richtungweisend, im wahren Wortsinn.

Sein erster Auslandsaufenthalt ist – die Türkei! Das liegt nicht eben nahe. Ein maßgeblich islamisch geprägter Staat, ein muslimischer Präsident, Recep Tayyip Erdoğan. Ein Staat, der viele, viele Flüchtlinge aufnimmt, in der nahöstlichen Region von großer Bedeutung ist. Leo wertet das alles zusammen auf. Zumal die Flüchtlingsfrage für ihn eine große ist.

Auch sein Besuch beim Patriarchen der Orthodoxen, Bartholomäus I., in Istanbul ist so ein Zeichen. Leo kommt, macht von sich aus einen Antrittsbesuch. Das wertet in diesem Fall die auf, die mit der Türkei im Rechtsstreit liegen: Die Griechisch-Orthodoxen kämpfen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte für die Rückgabe enteigneter Kirchen.

Bindeglied, intellektuell, ist das Jubiläum des Ersten Konzils von Nicäa, heute Iznik. Dort wurde vor 1700 Jahren das unverändert gesprochene gemeinsame Glaubensbekenntnis der Christen formuliert.

Eine Aufwartung als Aufwertung. Wie bezeichnend.

Stephan-Andreas Casdorff

Danach der Libanon. Dort leben Juden, Christen und Muslime. Gut 30 Prozent sind Christen, der Präsident, Joseph Aoun, ist einer. Der Libanon hat viele Probleme; etliche sind religiös aufgeladen, aber nicht in der Religion begründet. Und weil der Libanon dazu noch über all die Jahre für so viele ein Zufluchtsort in Nahost ist, kommt der Papst. Eine Aufwartung als Aufwertung. Wie bezeichnend.

Leo, der Coole. Zeichen nach außen, Zeichen nach innen: Er tut außerdem noch was fürs Stadtbild in Deutschland, wenn man so will. Der Papst macht den aus Indien stammenden Karmeliter-Pater Joshy George Pottackal, inzwischen deutscher Staatsbürger, zum neuen Weihbischof im Bistum Mainz – das erste Mal, dass einer mit außereuropäischen Wurzeln Bischof in Deutschland wird, in einer der ältesten Diözesen.

Einheit in Vielfalt und ein Zeichen dafür: „Es gibt in dieser Kirche keine Fremden.“ Sagt der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf. Leo hätte das auch sagen können. Hier offenbart sich ein Credo: mitten in die Gesellschaft, offen für alle, authentisch. Leos Vorgänger Franziskus meinte im Blick auf die deutschen Katholiken und ihren „synodalen Weg“, es brauche keine zweite evangelische Kirche. Richtig, im Grunde reicht bald eine. Und Leo kann als der Erste unter Gleichen an ihrer Spitze stehen.

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