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Otto Warmbier wird zum Gerichtssaal in Pjöngjang geführt. (Archivbild)

© Kyodo/REUTERS

Update

Nordkorea: Eltern von Otto Warmbier widersprechen Trump

2017 starb der Amerikaner nach Gefangenschaft in Nordkorea. Donald Trump behauptet, Kim Jong Un habe nichts von der Inhaftierung gewusst - Kritik folgt prompt.

Die Eltern des gestorbenen US-Studenten Otto Warmbier haben einer Aussage von Präsident Donald Trump widersprochen und den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un für den Tod ihres Sohnes verantwortlich gemacht. „Kim und sein teuflisches Regime sind für den Tod unseres Sohnes Otto verantwortlich“, hieß es in einer Mitteilung von Fred und Cindy Warmbier, die mehrere US-Medien am Freitag verbreiteten. „Keine Ausreden oder überschwängliches Lob können daran etwas ändern“, hieß es darin weiter.

Trump hatte nach dem Gipfel mit Kim Jong Un in Vietnam gesagt, er gehe davon aus, dass der nordkoreanische Machthaber nichts von der Inhaftierung Warmbiers in seinem Land gewusst habe. Trump sagte am Donnerstag über Kim: „Er sagt mir, dass er nichts davon wusste, und ich werde ihn beim Wort nehmen“. Es sei furchtbar, was geschehen sei. „Ich glaube wirklich, dass ihm (Warmbier) etwas Furchtbares geschehen ist, und ich glaube wirklich nicht, dass die oberste Führung davon etwas wusste.“

Vertreter der Demokraten warfen Trump vor, sich bereits wiederholt hinter tyrannische Machthaber gestellt zu haben. Die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA bezeichnete das Gipfeltreffen zwischen Trump und Kim derweil als "konstruktiven und ehrlichen Austausch".

Der demokratische Senator Tim Kaine warf Trump vor, sich an die Seite von "Diktatoren" anstelle von US-Bürgern zu stellen. Auch der Minderheitsführer von Trumps Republikanern im Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy, kritisierte den US-Präsidenten: "Ich sehe Nordkoreas Führer nicht als jemanden an, der ein Freund ist. Wir alle wissen, was mit Otto passiert ist, wir wissen, was dieses Land getan hat."

Angesichts der scharfen Kritik meldete sich Trump am Freitag auf Twitter noch mal zu Wort. Er schrieb, seine Aussage sei falsch aufgefasst worden. „Selbstverständlich mache ich Nordkorea für Ottos Misshandlung und Tod verantwortlich“, betonte er. Man dürfe nicht vergessen, dass er selbst für Warmbiers Freilassung gesorgt habe. „Ich liebe Otto und denke oft an ihn!“ Warmbier war Anfang 2016 nach einer Gruppenreise in Nordkorea bei der Ausreise festgenommen und wegen „feindlicher Handlungen gegen den Staat“ zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt worden. Wenige Tage nach seiner Rückkehr in die USA im Juni 2017 starb er - er hatte damals bereits 15 Monate lang im Koma gelegen.

Ein US-Gericht kam zu dem Schluss, dass der 22-Jährige in Nordkorea gefoltert wurde. Pjöngjang hatte dagegen jegliche Misshandlung Warmbiers bestritten.

Trotz des Scheiterns seines Gipfels mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un hat US-Präsident Donald Trump einen Erfolg bei den Verhandlungen reklamiert. „Wir hatten sehr substanzielle Gespräche mit Kim Jong Un - wir wissen, was sie wollen und sie wissen, was wir für notwendig halten“, schrieb Trump am Freitag (Ortszeit) auf Twitter. Das Verhältnis zu Nordkorea sei „sehr gut“. Man werde sehen, was passiert, fügte er hinzu.

Der mit Spannung erwartete Gipfel zwischen Trump und Kim in Hanoi war am Donnerstag überraschend ohne Abschlusserklärung zu Ende gegangen. Beide Seiten kamen sich in der zentralen Frage des Abbaus der nordkoreanischen Atomwaffen nicht näher und widersprachen sich später gegenseitig über die Gründe dafür.

Trump sagte, Nordkorea habe die vollständige Aufhebung aller Sanktionen verlangt, und die geplanten Abrüstungsschritte seien nicht weit genug gegangen. Nordkoreas Außenminister Ri Yong Ho erwiderte, sein Land habe nur eine teilweise und nicht die völlige Aufhebung der Sanktionen gefordert. Die angebotene atomare Abrüstung sei die weitreichendste für sein Land derzeit machbare Maßnahme.

Ein Mitarbeiter des US-Außenministeriums stellte später klar, dass die Nordkoreaner ihre Forderung im Verlauf der Gespräche näher ausgeführt hätten und sich nur auf eine Aufhebung der Sanktionen des UN-Sicherheitsrats seit März 2016 bezogen hätten. Diese Forderung habe die nordkoreanische Seite bereits seit einigen Wochen in den Gesprächen auf Arbeitsebene gestellt. Es sei ihnen um eine Aufhebung aller Sanktionen gegangen, die die „zivile Wirtschaft und den Lebensunterhalt der Menschen“ beeinträchtigten. Sanktionen auf Waffen seien aber von der Forderung ausgeschlossen gewesen.

Der UN-Sicherheitsrat hat bereits vor 2016 eine Reihe von Sanktionen gegen Nordkorea verhängt. Dennoch wäre bereits eine Aufhebung der seit 2016 geltenden Strafmaßnahmen ein weitreichender Schritt.

Der Dialog zwischen den USA und Nordkorea soll auch nach dem Scheitern des Gipfels fortgesetzt werden. Die nordkoreanische Staatsagentur KCNA meldete am Freitag, beide Seiten hätten sich auf einen anhaltenden Dialog zur „Denuklearisierung“ geeinigt. Die Gespräche seien produktiv und aufrichtig gewesen. Einen genauen Fahrplan für das weitere Prozedere gibt es aber nicht.

Mit dem abrupten Ende des Gipfels haben sich die Chancen auf eine Friedenslösung für die koreanische Halbinsel wieder deutlich verringert. Der Konflikt gehört zu den gefährlichsten der Welt. Für Trump, der in der Heimat unter anderem durch belastende Aussagen seines Ex-Anwalts Michael Cohen unter Druck steht, bedeutet dies eine große Enttäuschung. Mit einem Erfolg auf internationaler Bühne hätte er von Negativ-Schlagzeilen zu Hause ablenken können.

  (dpa, AFP)

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