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Daniela Klette nach der Festnahme auf dem Weg zur Bundesanwaltschaft in Karlsruhe.

© REUTERS/WOLFGANG RATTAY

Enormer Aufwand der Justiz in Niedersachsen: Der Prozess gegen Ex-RAF-Frau Klette startet im März

Für die Verhandlung gegen das mutmaßliche Ex-RAF-Mitglied Daniela Klette ist Verdens Landgericht zu klein. Die Justiz will auf Celle ausweichen – aber nur vorübergehend.

Stand:

Rund ein Jahr nach ihrer Festnahme soll am 25. März dieses Jahres der Prozess gegen Daniela Klette starten. Das erfuhr der Tagesspiegel aus Justizkreisen. Das zuständige Landgericht Verden äußert sich erst später offiziell dazu.

Die mutmaßliche Ex-RAF-Frau Klette ist wegen diverser Taten aus den Jahren 1999 bis 2016 angeklagt: 13 Raubüberfälle, unerlaubter Waffenbesitz und ein Mordversuch. Um eine mögliche Beteiligung der heute 66-Jährigen an Anschlägen der 1998 aufgelösten RAF geht es nicht.

Federführend ermittelte die Staatsanwaltschaft in Verden gegen Klette, weil in der Region einige der angeklagten Überfälle verübt wurden. Das Gericht der 28.000-Einwohner-Stadt gilt für den umfangreichen Prozess jedoch als zu klein. Neben vielen Zeugen, Sachverständigen und Nebenklägern werden auch Reporter aus dem Ausland erwartet.

Justiz sucht Prozess-Räume

Nach Tagesspiegel-Informationen startet der Prozess in Räumen des größeren Oberlandesgerichtes Celle. Unbestätigten Angaben zufolge soll zu Verhandlungsbeginn eine dreistellige Zahl an Sicherheitskräften im Einsatz sein.

Blick auf das Oberlandesgericht in Celle, Niedersachsen.

© imago/localpic/IMAGO/Rainer Droese

In Justizkreisen heißt es, zum Sommer werde der Prozess auf eigens dafür umgebaute Räume in Verden ausweichen können. Welches Gebäude dort gemeint ist, teilte das Landgericht aus „sicherheitstechnischen Gründen“ nicht mit. Auch zu möglichen Kosten gab es keine Auskunft.

Klette befindet sich in Niedersachsen in Untersuchungshaft, sie wurde am 26. Februar 2024 in Berlin festgenommen. In ihrer unter falschem Namen gemieteten Wohnung in Kreuzberg verkehrte offenbar auch Burkhard Garweg, 56. Dieser soll wie der 70-jährige Ernst-Volker Staub gemeinsam mit Klette Geldtransporter und Supermärkte überfallen haben, um ihr Leben im Untergrund zu finanzieren.

Traf Klette Ex-RAF-Mann Klar?

Unmittelbar vor ihrer Festnahme soll Klette mit einer SMS den im nahen Friedrichshain lebenden Garweg gewarnt haben: Fahnder konfiszierten dort einen verlassenen Wohnwagen.

Daniela Klette sitzt als Untersuchungshäftling in der JVA Vechta.

© imago/Nordphoto/IMAGO/nordphoto GmbH / Kokenge

Das Trio wird der dritten Generation der RAF zugerechnet, die sich zu Attentaten auf den damaligen Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen 1989 und den Treuhand-Präsident Detlev Karsten Rohwedder 1991 bekannte. Unabhängig vom Prozess in Niedersachsen ermittelt die Bundesanwaltschaft wegen möglicher Beteiligung des Trios an RAF-Anschlägen, insbesondere an der Sprengung eines Gefängnisneubaus im hessischen Weiterstadt 1993.

Aus den Verfahrensakten leitete der „Spiegel“ kürzlich ab, dass sich Klette womöglich mit dem zur zweiten RAF-Generation zählenden Christian Klar getroffen habe. Der heute 72 Jahre alte Klar war 2008 nach 26 Jahren Haft entlassen worden und wohnte zwischenzeitlich offenbar in Berlin, nicht weit von Klette entfernt.

Deren Anwalt, der Berliner Strafverteidiger Lukas Theune, wies die These, die beiden hätten sich getroffen, zurück: Vielmehr erkenne er bei Staatsanwaltschaft und „Spiegel“ eine „äußerst lebhafte Fantasie“.

Fahnder beobachteten über Jahre immer wieder Angehörige der drei Gesuchten und versuchten, mutmaßliche Bekannte zu befragen. Nach Klette, Garweg und Staub wurde öffentlich mit Aufnahmen aus Überwachungskameras gefahndet, zudem mit Bildern, die den Alterungsprozess der Gesuchten simulierten. Garweg und Staub werden inzwischen im Ausland vermutet.

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